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Stefan Baley.
[70, 370]
Versuchen mit zehn Tönen. Bald war der tiefste, bald der
höchste oder der Ton 5 oder 6 im Zusammenklange absolut
nicht herauszuhören, und dann war natürlich die Lokalisations¬
frage umsonst. Der tiefste Ton bei den Versuchen mit
zehn Tönen durfte aber nur eben gut merklich sein, nicht so
stark wie andere Töne, weil er sonst die übrigen und nament¬
lich seine Oktave, bzw. den Ton c\ zudeckte.
Die langen Urteilszeiten bei den Versuchen mit 10 Tönen
kommen ausschliefslich auf Rechnung solcher Töne, die nahezu
unmerklich waren und mich darum lange aufhielten. Ich glaube
sagen zu können, dafs ich sonst in einer halben Minute be¬
quem alle Töne lokalisiert hätte. Sobald ein Ton deutlich
heraushörbar war, erschien er auch schon lokalisiert.
Auch bei diesen Versuchen war jegliches Gefühlsmoment
ausgeschaltet.
Schlufsfolgerungen wie die S. 104 erwähnten wirkten immer
mehr mit, je gröfser die Zahl der Töne und die Schwierigkeit
des Heraushörens wurde. Aber sie wirkten fast immer nur
als Stachel des Aufmerkens. Hatte ich z. B. acht von den 10
Tönen lokalisiert, so bildete die Gewifsheit, dafs noch zwei da
sein mufsten, einen noch stärkeren Antrieb zur äufsersten
Konzentration der Aufmerksamkeit, um sie zu entdecken, und
der Erfolg trat denn auch ein, freilich in manchen Fällen,
eben wegen der relativen Schwäche, nicht mehr mit dem
früheren Gefühl vollkommener Sicherheit. Wäre die Zahl
der Töne überhaupt inkonstant und unbekannt gewesen, so
hätte ich mich in solchen Fällen mit den deutlich gehörten
acht Tönen beruhigt.
Zu den Versuchen mit unbekannter Anzahl der
jedem Ohre dar gebotenen Töne (S. 95).
Hier trat denn auch sofort eine bedeutende Erschwerung
ein, da ich nicht wufste, nach wie vielen Tönen zu suchen
war und ob die Anzahl in beiden Ohren dieselbe war. Bei
den vier ersten Versuchen waren namentlich dess und der
höchste Ton (d4) äufserst schwach, und es kamen so Lücken
in die Urteile. Bei den folgenden Versuchen (24. Januar)
bereitete besonders c1 Schwierigkeit, da dieses leicht durch den