160 Walter Frankfurter und Rudolf Thiele. [Z. £. S. XLVIL 218]
sich für diese niedrige Zahlen finden. Auch Gutzmann fand bei
den erwähnten Hörversuchen, dafs besonders häufig für die
Umlaute andere Vokale eingesetzt wurden.
Fassen wir das Hauptergebnis unserer Untersuchung kurz
zusammen :
Ist die Perzeption für die Tonstrecke b1—g2 aufgehoben, so
ist damit noch keineswegs das Verständnis für die menschliche
Sprache verloren. Die geringe Erschwerung, die für das Ver¬
ständnis sinnvoller Rede eintritt, wird auch durch einen be¬
liebigen anderen etwa gleichgrofsen Ausfall einer Tonstrecke
mittlerer Lage erzeugt und ist also keineswegs für die Strecke
b1—g2 typisch. Die Versuche mit sinnlosen Wörtern haben
gezeigt, dafs diese Beeinträchtigung des Hörvermögens durch
Ausfall der Tonstrecke b1—g2 (mit den entsprechenden ungrad-
zahligen Obertönen) nur für zwei Sprachlaute (k und palatales
ch) so grofs ist, dafs weniger als 50 °/0 richtiger Auffassungen
erzielt werden (s. Kurve 4. Durchschnittswerte). Selbst unter
Bedingungen aber, die bei Versuchen mit sinnlosen Wörtern
noch weniger richtige Fälle ergeben, genügt das noch vorhandene
Hörvermögen für das Verständnis sinnvoller Rede.
Die Sexte bl—g2 bzw. das sie perzipierende Stück der
Akustikusausbreitung in der Schnecke spielt also keineswegs,
wie Bezold meinte, für das Hören eine ähnlich bedeutungsvolle
Rolle, wie die Fovea centralis für das Sehen.
Zum Schlüsse möchten wir Herrn Geh. Rat Stumpe unseren
ergebensten Dank dafür aussprechen, dafs er durch seinen Rat
und durch die Überlassung der Hilfsmittel des Instituts unsere
Arbeit weitgehend gefördert hat.