[XXXII. 89] Uber cl. Unterschiedsempfindlichkeit für gleichzeitige Töne.
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V. die Zweiheit bereits bei -f- 536 unzweifelhaft war. In der
Gegend des cs (= 1024) fand Kbueg-er das erste Auftreten einer
noch unsicheren Zweiheit wiederum bei 16 Schwingungen Inter¬
vallweite, und lag der Übergang zur deutlichen Zweiheit bei
+ 1080.
Mit Rücksicht darauf, dafs das bis jetzt gesammelte Ver¬
suchsmaterial doch nur recht dürftig ist im Verhältnis zu dem
Interesse, wrelches die Frage nach der Unterschiedsempfindlich¬
keit für gleichzeitige Töne nicht nur vom psychophysiologischen
sondern auch vom musikalischen Standpunkt aus verdient, er¬
schien es uns gerechtfertigt, den Gegenstand nochmals einer
besonderen, systematisch angelegten Untersuchung zu unter¬
ziehen.
Bei den ersten, mehr der vorläufigen Orientierung dienenden
Beobachtungen, zu denen wir EüELMAxxsche Laufgewichtgabeln
benutzten, erhielten wir für g\ d~ und g2 ungefähr 12 bis 15
Schwingungen als Minimum der Tonhöhendifferenz, bei welcher
die ZwTeiheit eben erkennbar wird. Dabei erwies sich aber das
rasche, ungleichmäfsige Verklingen der Töne und die Schwierig¬
keit, die Gabeln immer gleich stark anzuschlagen, als recht
störend, so dafs wir es für zweckmäfsiger erachteten, durch An¬
blasen erzeugte Töne zu verwenden, deren Stärke sich in ge¬
nügendem Grade gleichmachen und beliebig lange gleich er¬
halten läfst.
Dem Beispiele Bosanquets folgend, gingen wir daher zur
Benutzung schwingender Metallzungen über und stellten die
nächsten Versuchsreihen an zwei Exemplaren des Appuxxschen
Tonmessers an. Mittels des einen kann man, teils von 2 zu 2,
teils von 3 zu 3 Schwingungen, fortschreitend, die Töne zwischen
400 und 600 Schwingungen zu Gehör bringen ; der andere
enthält mit Zwischenräumen von je 5 Schwingungen die Töne
von 600 bis 800. Unsere Versuche ergaben ziemlich genau über¬
einstimmend für die Tonhöhen 400, 500, 600, 700 und 800, dafs
die Zweiheit bei einem Tonhöhenunterschied von etwa 10 bis
15 Schwingungen merklich ward, während bis zu 8 Schwingungen
Differenz der Zweiklang durchweg als Einklang erschien. Dabei
zeigte sich eine Abnahme der absoluten Unterschiedsempfindhch-
keit mit dem Wachsen der Schwingungszahlen, die aber sehr
unbedeutend war und auf die wir auch insofern kein besonderes
Gewicht legen möchten, als die Versuche nur gering an Zahl