26
Otto Äbrciliam.
[XX. 421]
sowohl als der unsrigen, nicht zn zweifeln ist, mufs entweder
für unsere oder für M.’s Resultate eine andere Erklärung gesucht
werden. Der Grund für unsere Trillerschwelle wie für die Schwelle
des Unterbrochenklingens bei Mayer mufs im Wesentlichen im
Abklingen zu suchen sein. Der Unterschied zwischen beiden
Versuchsanordnungen ist aber der, dafs Mayer denselben Ton
nach kurzer Pause wiederholte, wir zwei verschieden hohe Töne
physikalisch unmittelbar aufeinanderfolgen liefsen. Mayer und
Urbantschitsch sagen nun, dafs der Moment, in dem die dis-
continuirliche Tonempfindung gerade in eine continuirliche über¬
geht, maafsgebend sei für das Abklingen des Tones. Diesen
Schlufs wage ich zu bezweifeln; denn, falls auch der 1. Ton noch
nicht völlig abgeklungen ist, wenn der 2. Ton derselben Höhe
einsetzt, so braucht dadurch doch noch keine continuirliche
Tonempfindung erzeugt zu werden, denn der Inten sitätsunter-
schied des abklingenden Tones und des neu beginnenden, zu
welchem sich noch die Intensität des abklingenden zum Theil
addirt, ist es, der die Intermittenz, die Rauhigkeit veranlafst.
Und hier ist zu bedenken, dafs bei wechselnden Inten¬
sitäten mit genügender Differenz stets die
schwächere völlig = 0 erscheint. Die völlige Zeit des
Abklingens ist also durch die MAYERsohen Versuche ebenso¬
wenig wie durch die Versuche. Urbantschitsch’s gefunden.
Man mache den bekannten Versuch, den man in der Kindheit
so oft gemacht hat ; man lasse einen continuirlichen Ton spielen
und verstopfe und öffne mit der Fingerbeere rhythmisch beide
Gehörgänge. Dann hört man den Ton nur bei geöffnetem Gehör¬
gang, bei geschlossenem eine Pause, d. h. bei schnellem Oeffnen
und Schliefsen einen intermittirenden Ton; läfst man dagegen
die Gehörgänge continuirlich verschlossen, dann hört man einen
continuirlichen leisen Ton, der bei dem rhythmischen Zumachen
gar nicht vernommen wird. Genau diesem Versuch scheinen
mir die Versuche Mayer’s und Urbartschitsch’s zu entsprechen,
und ich glaube, dafs man trotz der gröfsten Uebung und Auf¬
merksamkeit nicht berechtigt ist, zu sagen, die eine Intensität
sei = 0, wenn sie mit einer anderen weit gröfseren Intensität
schnell hintereinander wechselt. In seiner letzten diesbezüg¬
lichen Abhandlung1 sagt Mayer selbst, dafs seine Unter-
1 Mayee, Researches in Acoustics. Amer. Journ. of Science 47. 1894, S. 3.