Maafsbestimmungen über die Reinheit consonanter
Intervalle.
Von
C. Stumpf und M. Meyer.
Einleitung.
(C. Stumpf.)
In den Schriften der Musiktheoretiker finden sich seit alter
Zeit im Zusammenhang mit der Consonanzlehre, später auch
aus Anlafs der Temperatur-Streitigkeiten, zerstreute Bemerkungen
über Intonationsfragen und über die Empfindlichkeit unseres
Gehörs für Verstimmungen. In den Kreisen der heutigen prak¬
tischen Musiker kann man allenthalben sehr bestimmte Be¬
hauptungen über die richtige Intonation der grofsen Terz, der
Septime u. s. f. hören. Messende Untersuchungsreihen aber,
durch die allein hier etwas bewiesen werden kann, sind erst
1827 von Delezenne, dann nach langer Pause von Cornu und
Mercadiee, von Preyer und von Schischmanow veröffentlicht
worden.
Delezenne 1 benützte als Apparat das Monochord, als Ver-
suchspersonen sowohl musikalisch Geübte als Ungeübte, be¬
trachtete aber die ersteren natürlich als maafsgebender und führt
die Ergebnisse bei Ungeübten nur zur Vergleichung an. Er
prüfte die Empfindlichkeit für das Unisono und für die con-
sonanten Intervalle in der Gegend der kleinen und der einge¬
strichenen Octave. Er verschob den Steg der Saite (wodurch
1 Mémoire sur les valeurs numériques des notes de la gamme. Recueil
des travaux de la Société des Sciences de Lille, 1826—21, S. If.