[XVI. 5] Zur Theorie d. Differenztöne u. d. Gehörsempfind, überhaupt. 29
zu bestimmen, völlig unbrauchbar ist, geht aus diesen Beispielen
klar hervor; sie liefert bald zu viel, bald zu wenig, nur
selten die richtigen Differenztöne.
II. Beim Intervall 5 : 8 ist, wie ich erwähnte, der Ton 2 im
Allgemeinen der stärkste der drei Differenztöne. Dies trifft jedoch
nur dann zu, wenn das Intervall ziemlich rein gestimmt ist. An
Tönen der zweigestrichenen Oktave habe ich beobachtet, dass die
Differenztöne 1 und 2 um so schwächer werden, je mehr das
Intervall verstimmt wird. Bei einer Verstimmung des höheren
Primärtones um etwa 8 Schwingungen ist der Ton 2 t — h nur
noch mit Mühe, h — t dagegen sehr deutlich hörbar. Man sieht
daran, wie wichtig es ist, sich bei Differenztonbeobachtungen
stets zu versichern, dass das zu untersuchende Intervall auch
ganz rein g e s t i m m t ist, da man sich sonst leicht zu falschen
Schlussfolgerungen verleiten lässt.
III. Eine nicht ganz unwichtige Beobachtung habe ich noch
beim Intervall der kleinen Sexte gemacht, dass man nämlich
unter Umständen wohl einen Differenzton, den ihn er¬
zeugenden Primärton aber nicht hören kann. Bekannt¬
lich tritt bei Intervallen zwischen Quinte und Oktave der zweite
Differenzton (2t — h) stärker hervor als der erste; ja vielfach ist
er überhaupt allein zu hören. Bei Tönen der kleinen und ein¬
gestrichenen Oktave, wie ich sie zu meinen Beobachtungen am
liebsten verwende, höre ich nun beim Intervall 5:8 den Ton 3
nur dann einigermaassen deutlich, wenn 8 recht stark tönt; da¬
gegen die Töne 1 und 2 (ich nehme hier beide immer zusammen,
da ich nicht im Stande bin in jedem einzelnen Falle zu sagen,
wie viel von dem tiefen Differenztone auf 1, wieviel auf 2 kommt,
wenn er auch manchmal mehr, manchmal weniger brummend
ist) höre ich stets deutlich, besonders stark freilich, wenn die
Gabel 5 stark ertönt. Bei Gabeln der zwei- und dreigestrichenen
Oktave dagegen höre ich auch den Differenzton 3 leicht und
deutlich. Ich glaube, dass dieses Verhalten seinen Grund in
verschiedener Stärke irgend welcher Theiltöne bei den verschieden
hohen Gabeln hat, kann freilich bestimmte Vermuthungen in
dieser Hinsicht nicht aussprechen. Dass die absolute Tonhöhe
hier irgend einen Einfluss haben könnte, halte ich für sehr
Unwahrscheinlich, zumal da bei noch höheren, durch Galton-
Pfeifchen hervorgebrachten Tönen, sobald man die Quinte über-