Max Meyer.
[XVI. 24J
Ebenso, wie bei einer positiven Bewegung des Steigbügels
die Ausbuchtung der Basilarmembran am Anfänge der Schnecke
beginnt und sich bei fortschreitender Bewegung des Steigbügels
immer weiter nach der Spitze der Schnecke hin ausbreitet, muss
bei der Umkehr des Steigbügels die Rückbewegung der Membran
vom Anfänge der Schnecke beginnend nach der Spitze hin sich
weiter verbreiten.
Hierzu will ich noch eine Voraussetzung machen, die keine
wesentliche Bedeutung hat, die Konstruktion des Bewegungs¬
bildes jedoch bedeutend vereinfacht. Ich will nämlich annehmen,
dass die Rückbewegung der Membran nicht über ihre normale
Lage hinaus stattfindet. Wegen des unsymmetrischen Baues der
Basilarmembran (nur auf Einer Seite lagern festere Gebilde) ist
es übrigens gar nicht unwahrscheinlich, dass die Membran wirk¬
lich nur nach Einer Seite hin sich bewegt. Macht nun der Steig¬
bügel, wie es am Anfänge einer akustischen Erregung häufig der
Fall sein dürfte, eine negative Bewegung von so grosser Am¬
plitude, dass mehr Flüssigkeit angesaugt wird, als in der Aus¬
buchtung der Membran enthalten ist, so muss, sobald sämmtliche
aus ihrer normalen Lage verrückten Membrantheilchen diese wieder
erreicht haben, ein Ueberfliessen der Flüssigkeit durch die an der
Schneckenspitze gelegene Oeffnung eintreten. Letzteres muss auch
dann geschehen, wenn bei Einwirkung von überaus starken
Tönen selbst eine Ausbuchtung der ganzen Membran die ver¬
drängte Flüssigkeitsmenge nicht fassen kann. Diese die Vorhofs¬
und Paukentreppe direkt verbindende Oeffnung hat demnach die
Funktion eines Sicherheitsventils, durch das einem Zerreissen der
Basilarmembran vorgebeugt wird.
Weitere Hypothesen mache ich nicht, denn hiermit ist be¬
reits so ziemlich alles erklärt, was überhaupt zu erklären ist.
Man kann dies an den Figuren sehen, die uns eine Anschauung
davon geben, wie in speziellen Fällen die einzelnen Theile der
Schneckenmembran in Bewegung gerathen müssen. Die senkrecht
auf einander folgenden Felder bedeuten einzelne Theile h en
der Schneckenmembran, und zwar liegen diese Theilchen
bei 1 am Anfänge der Schnecke; je grösser die Zahlen werden,
um so mehr nähern sich die zugehörigen Theilchen der Basilar¬
membran der Schneckenspitze, ohne dass jedoch das letzte Figuren¬
feld dem äussersten Ende der Membran zu entsprechen brauchte,
vielmehr kann es noch ein grösseres oder kleineres Stück davon