Zur Theorie der Differenztöne und der Gehörs¬
empfindungen überhaupt.
Von
Max Meyer.
In meiner Abhandlung „Ueber Kombinationstöne“, Zeitsehr.
f. Psychol. Bd. XI, habe ich die wichtigsten bis dahin bekannten
Thatsachen über Differenztöne angeführt und die Möglich¬
keit einer Theorie dieser Thatsachen zu zeigen versucht. Da
mir schon damals die Resonanzhypothese unzureichend er¬
schien, so stellte ich mir die Aufgabe, darzulegen, wie aus einer
mechanisch möglichen andersartigen Zerlegung der auf das Gehörs-
organeinwirkendenKlangwelle die wirklichen Erscheinungen erklärt
werden können. Nur als eine Ergänzung zu meiner Theorie der
Wellenzerlegung nahm ich dann auch noch Resonanzwirkung, doch
in unvollkommenem Grade, an. Ich bin jetzt bei Fortführung dieser
Untersuchungen dahin gelangt, die Resonanzhypothese
gänzlich verwerfen zu müssen, da die Widersprüche, auf
die man durch sie geführt wird, sich immer mehr häufen. An¬
dererseits ist es mir gelungen, meinen theoretischen Prinzipien
eine, wie mir scheint, sichere anatomische Grundlage zu geben
und zugleich eine neue geometrische Darstellung zu finden, die
den Vorzug hat, nicht nur — in ihren einzelnen Theilen wenigstens
-— ein Abbild der Klangwelle zu sein, sondern uns auch eine
übersichtliche Anschauung zu gewähren von dem zeitlichen
und örtlichen Verlaufe einer gewissen durch die Gehör¬
knöchelchen auf das Gehörorgan übertragenen Bewegung.