Zwetkentsprechende Vorübungen zur Dienstbarmachung der Rumpf- und Rückenkraft. 91
Tschaikowsky, Konzert, opus 23.
Für die Praxis genügt beim „festen Nehmen“ der Töne die
Anweisung eines „Unveränderlichbleibens der sämtlichen Glied¬
maßen“ (Übungsbuch S. 100). Beim „freien Fall“ heißt es: den
Arm mehr lose lassen, jedoch auch so weit gespannt (fixiert),
daß die Rückenkraft nicht durch die widerstandslose Beweglichkeit
der Zwischengelenke verloren geht (und auch damit der Ton nicht
roh, sondern voll und rund klingt). Wie schon oben gesagt, ist
die richtige Ausführung dieser zuletzt genannten Spielweise schwie¬
riger als die des „festen Nehmens“. Es sollte mit deren Einübung
daher erst dann begonnen werden, wenn die Beherrschung der
sämtlichen Gelenke eine richtige ist, damit die Übertragung der
Kräfte in vollkommener Weise stattfinden kann. Erwähnt sei noch,
daß das Spiel auch beim „festen Nehmen“, also wo der Arm mit
Hand zu gleicher Zeit mit der Taste in Bewegung versetzt wird,
immer tonschön bleibt. Es ist daher ratsam, daß man, um der
Neigung, immer wieder nur aus dem Schultergelenk zu spielen,
entgegenzuarbeiten, diese Spielweise solange üben läßt, bis die
Übertragung der Rückenkräfte ganz zur zweiten Natur geworden
ist1). Erst dann hat man volle Verfügung über alle künstlerischen
Mittel und kann, je nach Bedürfnis des Vortrages, „das feste
Nehmen“ oder den „freien Fall“ anwenden.
Das feste Nehmen der Töne wird am besten an Etüden oder
Stücken eingeübt, in welchen nur aufeinanderfolgende Akkorde in
größerer Tonstärke zu spielen sind, wie Beispiel 1.
9 Dies einer der Gründe, weshalb diese Spielart in T. R. als „Vorübung"
bezeichnet wurde.