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Vocal und Nasal.
der drei Reihen. Die Halbnasale oder Resonanlen grenzen so nach
einer Seite hin an die weichen Schlusslaute und nach der anderen
nothwendig an den farblosen Nasenlaut oder Nasal. In diesen mün¬
den alle drei Lautreihen, wie alle drei von dem Naturlaute a aus¬
gehen. Wenden wir das treffende Gleichniss des Farbenschemas
hier wieder an, so entspricht der Nasal dem Schwarz, in welches
sich die drei aus dem Weiss entspringenden Grundfarben, nachdem
sie alle Stufen der Verdunkelung durchlaufen haben , wieder unter¬
schiedslos verlieren.
Der Nasal als Nasenslimmton gefasst, tritt zwar in Verbindung
mit allen Resonanlen auf, so vernehmlich in der tonlosen deutschen
Endsilbe -en, englisch -on oder in der französischen -isme (z. B.
patriotisme), in einem eigenthümlichen Uebergangsverhältnisse steht
er aber in einigen Sprachen insbesondere zu dem Resonanten der
Kehlreihe y. Die Lage des zweiten Articulationsgebietes erklärt diess
Verhältniss vollkommen, zumal wenn diese Articulationsslelle weit
nach rückwärts verlegt wird, wozu die französische Sprache z. B.
eine besondere Neigung hat. Eine ähnliche Tendenz bewährte die¬
selbe darin, dass sie die Resonanten der Lippen- und Zungenreihe,
wo dieselben nicht durch Verdoppelung geschützt waren, in den der
Kehlreihe verwandelte. Dieser wieder wird heutzutage so nachläs¬
sig articuliert, dass es meist zu keinem vollständigen Verschlüsse
kömmt, und der Resonant bloss als nasaler Ausklang des vorher¬
gehenden Vocals erscheint. Die Verschleifung mit dem Vocal wird
eben dadurch möglich, dass unser y bereits mehr oder minder ge¬
gen den Nasal ausgewichen ist. Der französische Nasenton ist also
bereits eine Mittelstufe zwischen dem y und dem Nasal. Dasselbe
ist im Portugiesischen der Fall, obwohl dort dieser Laut, den sie
mit auslautendem m oder dem til (spanisch tilde = griechischer cir¬
cumflex) meist über dem vorhergehenden Vocale bezeichnen, noch
mehr consonantische Natur bewahrt hat. Gegen das Zungen-n hat
diese Sprache auch eine grosse Abneigung, daher: bem (bonus),
irmäo (germanus), som (sonus), näo (non), oder aria (arena), lua
(luna), mit völliger Weglassung des Resonanten und Nasals.
Derselbe Zwischenlaut von Resonant und Nasal im innigen An¬
schluss an einen hellen Vocal findet sich im Rhinesmus der polni¬
schen Laute ç und q, die wie in, on in den französischen Worten
fin, bon articuliert werden. »Diese Laute entstehen aus der Ver¬
schmelzung eines Vocals mit darauf folgendem m oder n dann, wenn