fehlerhaft gebildeter Gesangstöne.
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die sich einer auch nur annähernden Lösung der Frage
entgegenstellen, liegen ja von vornherein klar auf der Hand. Zu¬
nächst muß die ganze Fragestellung insofern eingeschränkt werden,
als ja eine sehr große Gruppe der fehlerhaft gebildeten Gesangs¬
töne — so z. B. diejenigen, welche durch eine falsche Atemführung
bedingt werden — aus leicht erklärlichen Gründen a priori aus-
scheiden müssen; es können ja nur diejenigen Fehler der Ton¬
bildung in Betracht gezogen werden, die durch fehlerhafte Stellungen
im Ansatzrohr hervorgerufen werden.
Aber auch hier beginnen sogleich die Schwierigkeiten, da ja
gerade in der Stimmpädagogik — der uneinheitlichsten aller
Disziplinen — eine absolut feststehende und allgemein anerkannte
Terminologie vorläufig noch fehlt. Die Untersuchungen können
sich daher nur auf die häufigsten und geläufigsten Tonbildungs¬
fehler erstrecken, auf diejenigen, von denen angenommen werden
konnte, daß sie — bei allen sonst von den einzelnen gemachten
Differenzierungen -—- auch allgemein als solche gelten.
Aber selbst in dieser Einschränkung ist noch manches zu
berücksichtigen: so mußten bei den Untersuchungen die einzelnen
Töne mit Absicht sehr exzessiv fehlerhaft gebildet werden,
um bei der Analyse der gewonnenen Kurven eine möglichst prä¬
gnante Antwort zu erhalten.
Des weiteren ist noch zu berücksichtigen, daß die Wahl des
Stimmregisters, die Verschiedenheit der Intensität
des gesungenen Tones, die Wahl des zu singenden Vokals, ja
vielleicht auch die Tonhöhe nicht ohne Einfluß auf das
Resultat sein wird.
Diese Zusammenstellung der Schwierigkeiten sowie der ver¬
schiedenen Gesichtspunkte, von denen aus die Frage beleuchtet
werden muß, um eine vollständige und befriedigende Antwort zu
erlangen, zeigt, auch zugleich, in welchen Richtungen etwa sieh
die weiteren Untersuchungen in dieser Frage zu bewegen hatten.
Bis zu einem gewissen Grade sind die Untersuchungen von
Katzenstein') über die Art. wie die verschiedenen Hohlräume des
Ansatzrohrs bei dem Aufbau der Vokalklänge beteiligt, sind, als
Vorläufer der unsrigen zu betrachten. So hat Katzenstein unter
anderem Vokale analysiert, die bei hängendem Zäpfchen gesungen
wurden (nasal); also dasselbe, was in No. 4 unserer Versuchsreihe
i) Katzenstein, Über Probleme und Fortschritte in der Erkenntrus
der menschlichen Lautgebung etc. Passow-Schaefer, Beitrage. Bd. I .
Archiv für experimentelle und klinische Phonetik. Bd. I. H. 4. 23