der medizinischen Wissenschaft zur Taubstummenbildung etc. 81
mit, die bei Beurteilung der zurzeit hervortretenden Leistungen
unseres Lehrverfahrens in Rechnung zu ziehen sind. Es handelt
sich hierbei um äußerliche, organisatorische Angelegenheiten, die
bei zielbewußter und energischer Inangriffnahme ein außerordent¬
liches Emporschnellen der Leistungskurve unserer Unterrichts¬
arbeit zur Folge haben würden. Die wichtigste Voraussetzung
dieses Aufschwungs unseres Fachwesens ist für unsere preußischen
Lande und viele Teile des deutschen Reiches in der zwangsgesetz¬
lichen Beschulung gegeben, die mit einem Schlage eine äußere
Ordnung in unser Unterrichtswesen hineinträgt, auf deren Grund¬
lage nun rüstig weitergebaut werden kann.
Wenn die Grenzlinien eines zweckentsprechenden Zusammen¬
wirkens von fachpädagogischer und ohren- und sprachärztlicher
Praxis auf dem bisher strittigen Gebiete der methodischen und organi¬
satorischen Ausgestaltung des Taubstummenbildungswesens hier¬
mit eine beide Teile befriedigende Festlegung gefunden haben,
so bleibt der ausübenden ohrenärztlichen Praxis auf der anderen
Seite das medizinische Gebiet vorbeugender und heilbringender
Tätigkeit an den taubstummen Kindern im vorschulpflichtigen
Alter in vollem Umfange vollständig überlassen. Das Gebiet der
öffentlichen ohrenärztlichen Praxis überblickend, ergibt sich hieraus
eine segenbringende Wirksamkeit, indem sie ihr Streben dahin
richtet,
1 die Bevölkerung dahin aufzuklären, daß jede Ohreiterung
einer ärztlichen Behandlung zugänglich gemacht und in schwereren
Fällen ein Spezialarzt für etwa erforderliche operative Eingriffe
zur Rettung der Hörfähigkeit zugezogen werden sollte,
2 die Eltern ertaubter Kinder möglichst frühzeitig auf die
Taubstummenanstalt und ihre modernen Unterrichtsziele und
Einrichtungen aufmerksam zu machen,
3. den Eltern später ertaubter, im schulpflichtigen Alter
stehender Kinder den Rat zu erteilen, das Kind möglichst
schleunig einer Taubstummenanstalt zuzuführen, damit die
Sprache des Kindes, die andernfalls in kurzer Zeit verloren geht,
erhalten bleibe,
4 den Eltern sprachloser, hörender Kinder überhaupt, bei
denen die Ursache des Ausfalls der Sprache in schweren zentralen
Störungen der Sprachsphäre im Gehirn liegen kann, die versuchs¬
weise Beschulung in einerTaubstummenanstalt anzuraten wo durch
einen^systematischen Lautsprachuntemcht in Verbindung mit
Archiv für experimentelle und klinische Phonetik. Bd. I. H. 1-