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Die bei den Klappen der Holzblasinstrumente altbewährte Führung
des Hebels vermittelst eines in diesen eingelÖtheten Achsenrohres
(Nabe) durch welches die in dem Ständer befestigte Achse geht?
empfiehlt sich auch hier mit einer kleinen Modification als das Beste.
Da das in dem durchlochten Aluminiumstab fest hineingetriebene
Packfongrohr nicht gut durch Löthung mit dem ersteren verbunden
werden kann, so steckte der Herr Clavierkapsel- und Bänderfabrikant
J. Breicha*) in Hetzendorf in Wien zwei kleine Messingscheibchen
von links und rechts auf die hervorstehenden Enden des Rohres,
welche durch Vernietung mit demselben in feste Verbindung gebracht
werden, was sehr einfach und leicht zu machen ist und sich gut
bewährt. Nun die seitliche gleitende Führung der geschliffenen und
geölten Flächen im Lager in Wegfall gekommen und durch dieses
bessere Lager ersetzt ist, nebst den vielen anderen bereits erwähnten
Verbesserungen, ist es mit Bestimmtheit voraus\usehen, dass auch mit
directem Hebel (namentlich bei Flügeln mit englischer Mechanik und bei
Pianinomechanik) überaus vorzügliche Instrumente zustande kommen.
Im Vergleich zur Construction mit dem Doppelhebel ist beim
directen Hebel Folgendes zu bedenken. Wegen der Enge der Janko-
Tastatur, die hier mit den directen Hebeln in fester Verbindung sich
befindet und wegen der doppelten Führung des vorderen Holzes,
hinten oben beim sogenannten Kamm und vorne unten bei der
gewöhnlichen Führung, ist es immerhin ein wenig schwierig, die
ganze Claviatur gleichmässig ohne einige faul gehende Tone her¬
zustellen, denen zu Liebe man dann das Ganze unnöthigerweise
anbleien müsste. Durch Uebung, Fleiss und sorgfältigen Gebrauch
des im Nachstehenden erwähnten Hilfsapparates, lässt es sich mit
dem gefügigen Material der Aluminiumstangen, allerdings ohne An¬
stand ganz vollkommen zustande bringen. Dass eine ganz neue Art
und Weise, eine neue Claviatur zu bauen, von einem Hilfsarbeiter
einige Uebung voraussetzt, damit derselbe seine Arbeit ganz correct
ausführen kann, darf man der Construction selbst nicht als einen
Mangel anrechnen. Metall-Lager kommen theurer zu stehen als Holz¬
lager, doch ist dieses letzte Metall-Lager aus den Abschnitten eines ge¬
zogenen Messingstabes relativ leicht anzufertigen. Beide Varianten
meiner Construction liefern vorzügliche Claviere, die mit dem Doppel¬
hebel ist theoretisch die richtigste. Nach dem Modell von Ton Nr. i
zu urtheilen, functioniert der so verbesserte directe Hebel dermassen
vorzüglich, dass es wohl sein mag, dass diese Ausführung bei Flügeln
mit englischer Mechanik und Pianinos schliesslich den Sieg davon¬
trägt, denn der geringe Fehler dieser Kraftübertragung ist dabei auf
ein solches Minimum herabgedrückt, dass man denselben gar nicht
mehr spürt. Diese Lager halten das Oel sehr gut und brauchen nur
ein- bis zweimal im Jahre geschmiert zu werden, was sehr leicht
von statten geht.
Bei der ganz correcten Kraftübertragung miteist Doppelhebel
kann man jedoch die in diesem Falle sehr einfachen Lager leicht und
*) Derselbe fertigt seit Jahren alle Metallbestandtheile meiner Construction
mit richtigem Verständnis und freundlichstem Entgegenkommen, und kann ich
denselben daher auf das Beste empfehlen.