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Bei Kreuzung zwischen gelb- und graukörnigen Sorten
erhalt man selbstverständlich (wie auch von mir ausgeführte
Kreuzungen zeigen) weisskörnige Formen (g gr.) nach dem
folgenden Schema.
gelb (G) 0 gelb (g)
0 grau (gr.) Agrau (G)
Wenn aber eine schwarzkörnige Sorte, die zugleich
die gelbe (oder graue) Farbe besitzt, mit einer gelbkörnigen
(resp. graukörnigen) gekreuzt wird, dann bilden die schwarze
und gelbe (resp. graue) Farbe scheinbar ein Merkmalspaar,
wie aus folgendem Schema hervorgeht.
schwarz (S) 0 schwarz (s)
gelb (G) gelb (G)
Die Spaltung wird hier 3 schwarz: 1 gelb geben, und man
könnte also glauben, dass schwarz und gelb ein Merkmals¬
paar bilden und dass schwarz über gelb dominiert. Wird
aber dieselbe schwarzkörnige Sorte mit einer weisskörnigen
gekreuzt, dann tritt das wahre Verhältniss hervor,
schwarz (S) 0 schwarz (s)
gelb (G.) ^0 gelb (g)
Es treten ja nämlich auch jetzt gelbkörnige Formen (Gs)
auf und zeigen, dass die schwarzkörnige Sorte die gelbe
Farbe neben der schwarzen besitzt. U. s. w.
Weitere Beispiele sind nicht nötig um zu zeigen, wie
einfach die Kornfarben-Verhältnisse beim Hafer sein können.
Es ist also konstatiert worden, dass eine schwarzkör¬
nige Sorte zugleich die gelbe und graue Elementareigen¬
schaft besitzen kann. Die letztgenannten sind nur in dem
Sinne latent, dass sie unsichtbar sind, wie es Schull in
entsprechendem Falle bei Bohnen ausgedrückt hat.])
Interessanter, besonders mit Hinsicht auf die Schluss¬
folgerungen, die daraus gezogen werden können, ist jedoch
die Tatsache, das z. B. die schwarze Kornfarbe bei Hafer
aus mehr als einer Einheit bestehen kann.
b The significance of latent characters. — Some latent cha¬
racters of a white bean. Science 1907, n:r 646, 647.