Ein eigentümlicher Typus der Pflanzenatmung. 363
abgespaltene Kohlensäure war offenbar nicht in Form von freiem
Säurehydrat oder von kohlensauren Salzen im Safte vorge¬
bildet. Auch ist die Annahme wenig wahrscheinlich, daß Carb-
aminosäuren als Quelle von C02 dienen. Durch Behandlung
mit Kalkmilch wurde eine beinahe vollkommene Enteiweißung
des Saftes bewirkt.1) Anderseits enthält der Preßsaft von
Champignon keine Aminosäuren,2) die in Pilzen überhaupt selten
nachgewiesen werden können. Folgende Versuche zeigen deut¬
lich, daß wenigstens ein Teil der C02-abspaltenden Stoffe mit
Carbaminosäuren nicht identisch ist.
Versuch 8.
Der ausgepumpte Preßsaft wurde auf die vorstehend be¬
schriebene Weise mit Kalkmilch behandelt, bei C02-Abschluß
filtriert, im Filtrate das Calcium mit Oxalsäure ausgefällt, der
Niederschlag abfiltriert und das Filtrat mit Salzsäure genau
neutral gemacht. 180 ccm der auf diese Weisè gewonnenen
Flüssigkeit lieferten beim Kochen ohne Säurezusatz 24,0 mg C02.
Die abgekochte Flüssigkeit wurde während 24 Stunden im Luft¬
strome belassen, dann wiederum gekocht, wobei aber keine
Spur von C02 erhalten wurde.
Versuch 9.
Der Preßsaft wurde ausgepumpt, mit Kalkmilch unter Eis-
kühlung behandelt, bei C02-Abschluß filtriert, im Filtrate das
Calcium mit Oxalsäure quantitativ ausgefällt und der Nieder¬
schlag abfiltriert. Das Filtrat wurde entfärbt durch Ausschütteln
mit Tierkohle, welche vorher einmal mit verdünnter Salzsäure
und dann wiederholt mit destilliertem Wasser ausgekocht worden
war. Nach zweimaligem Ausschütteln und Filtrieren erhielt
') Die Eiweißstoffe der Hymenomyceten haben basischen Charakter
und sind den tierischen Histonen ähnlich. Sie werden durch Ajkalien
gefällt und sind in Mineralsäuren löslich. Vgl. Winterstein, Diese
Zeitschrift, Bd. XXIV, S. 438 (1899) und Winterstein und Hoffmann,
Hofmeisters Beiträge, Bd. II, S. 404 (1902).
*) Abderhalden und Rilliet, Diese Zeitschrift, Bd. LV, S 395
(1908).