Über den Einfluß der Galle auf die durch die Pankreas- und
Darmlipase bewirkte Fettsynthese.
V on
Ant. Hamsik.
(Aus dem iiiedizjnisFh-chemischen Institute der k. k. bühm. Universität in Prag )
(Der Redaktion /»gegangen am 24. Februar 1910.)
Für die Resorption des Fettes ist ein Zusammenwirken
von zwei Faktoren von Bedeutung: Pankreassaft und Galle.
Diese Annahme stützt sich auf die bekannte Beobachtung Claude
Bernards, der bei den Kaninchen, bei denen der Ductus chole-
doehus in den Dünndarm oberhalb des Ductus pancreaticus
einmündet, nach fettreicher Nahrung die Chylusgefäße oberhalb
der Pankreasausfiihrung durchsichtig, unterhalb derselben milchig
weiß fand, sowie auf den umgekehrten Versuch Dastres,1) der
bei den Hunden nach Verlegung des Ductus choledochus unter¬
halb der Mündung des Ductus pancreaticus die Chylusgefäße
erst unterhalb der Einmündung der Gallenfistel milchig weiß
fand. Die anfangs erwähnte Annahme steht weiter sowohl mit
klinischen, als auch mit experimentellen Erfahrungen im besten
Einklang.
Der Gallenabschluß hat eine hochgradige Verschlechterung
der Fettassimilation zur Folge: diese Verschlechterung ist nicht
durch eine mangelhafte Fettspaltung bedingt, da auch bei Gallen¬
abschluß das Kotfett zu 75°/o aus Fettsäuren bezw. Seifen,
wie unter normalen Verhältnissen besteht, obwohl die Galle,
resp. ihre Cholsäurekomponente zweifellos einen beschleunigenden
Einfluß auf die Fettspaltung ausübt (Fürth und Schütz).2)
') Gompt. rond. soc. Biol. 1887, S. 782.
*) Hofmeisters Beitr , Bd. IX. S. 28. (1907).