11ß A. Windaus,
eine Ansammlung von Cholesterinestern in der verfetteten Niere
stattfindet. Die Annahme, daß es sich um eine physikalische
Entmischung, um das Sichtbarwerden einer Substanz handelt,
die auch unter normalen Bedindungen im gelösten Zustande
vorhanden ist (Fettphanerose), muß als unrichtig zurückge¬
wiesen werden.
Die quantitativen Bestimmungen habe ich dadurch zu kon¬
trollieren gesucht, daß ich die Cholesterinester aus den patho¬
logisch verfetteten Nieren in möglichst reinem Zustand isoliert
habe. Während, wie oben erwähnt, die eine Hälfte des Petrol¬
ätherauszugs zur quantitativen Bestimmung der Cholesterin¬
ester diente, wurde die andere Hälfte zur Trockene eingedampft
und der Rückstand so oft aus Ätheralkohol fraktioniert kry-
stallisiert, bis die einzelnen Fraktionen ihren Schmelzpunkt
nicht mehr veränderten. Hierbei erhielt ich aus den Nieren
IV und V zwei Hauptfraktionen, von denen die schwerer lös¬
liche bei 70—71)°, die leichter lösliche bei 41—45° schmolz.
Die Menge der letzteren war etwa dreimal größer als die der
ersteren.
Die Fraktion vom Schmelzpunkt 76—79° war frei von
Stiçkstoft oder Phosphor; die Reaktionen auf freies Cholesterin
(Digitoninprobe und Golodetz-Probe)1) waren negativ; die
Liebermann-Burchardsche Probe, die auch von Chol-
esterinestern gegeben wird, war positiv. Beim Schütteln mit
Sodalösung wurde die Substanz nicht verändert, bei der Ver¬
seifung lieferte sie als einziges neutrales Produkt reines
Cholesterin: mit synthetischem Cholesterylpalmitat vom Schmelz¬
punkt 79" vermischt änderte sie ihren Schmelzpunkt nicht.
Auf meine Bitte hat Herr Professor Jäger (Groningen] die
Freundlichkeit gehabt, sowohl das synthetische Cholesteryl¬
palmitat als auch die Substanz aus den verfetteten Nieren
mikroskopisch zu untersuchen und besonders die verschiedenen
doppeltbrechenden Phasen, welche die beiden Substanzen in
geschmolzenem Zustande zeigen, miteinander zu vergleichen.
Herr Professor Jäger, dem ich für seine Hilfe auch an
dieser Stelle vielmals danken möchte, hat hierbei ein vollständig
li Chemikerzeitung. B<I. XXXII, S. 160 (ltiOH).