Zur Frage der EiweiOresorption.
Von
Otto Cohnheim und F. Makita. (Heidelberg);
(Der Redaktion zugeganpen am 7. Juli 1909.) ,
Der eine von uns hat im vorigen Jahre Untersuchungen
über die Resorption von Pepton durch isolierte überlebende
Fischdärme angestellt. ».) Die Dünndärme wurden in R ingersche
Lösung gelegt und mit Pepton gefüllt. Hach einigen Stunden
konnte in der Außenflüssigkeit eine große Menge Stickstoff nach¬
gewiesen werden, der also durch die Darmwand dnrchgegangen
war, und von diesem Stickstoff war ein beträchtlicher Teil
Ammoniak. Zu den Versuchen diente Pepton, das durch Pepsin¬
verdauung von Casein gewonnen war, und außerdem die natür¬
liche Nahrung der Fische. Auch bei der Resorption von Aspa-
raginsäure und Lysin konnte Ammoniak nachgewiesen werden.
Wir haben nun die Versuche wieder aufgenommen, mit
der Absicht, die Resorption von solchen Aminosäuren zu stu¬
dieren, deren Umwandlungsprodukte leicht kenntlich sind. Wir
wählten Tyrosin und Glvkokoll. Alle in Betracht kommenden
Umwandlungsprodukte des Tyrosins mußten die Millonsche,
und falls diese in der chlornatriumhaltigen Flüssigkeit nicht
anzustellen war, die Paulysche Reaktion* 2) geben, eine Rot¬
färbung mit Diazobenzolsulfosäure und Soda. Aus dem Glvkokoll
konnte nach der Vermutung von Neubauer3) Glypxylsäure
entstehen, die durch die umgekehrte Hopkinssche Reaktion,
eine Färbung mit Witte-Pepton und konzentrierter Schwefel¬
säure, leicht nachweisbar ist.4) Das Tyrosin war teils von
') 0. Cohnheim, Diese Zeitschrift, Bd. LIX, S; 289 (1909).
2j H. Pauly, Diese Zeitschrift, Bd. XL1I, S. 508 (1901).
ri) 0. Neubauer, Deutsch. Arch. f. klin. Med., Bd. XÇV, S. 211 f 11109).
*) H. Eppinger, Hofmeisters Beitr., Bd. VI, S. 192 (1905). —
E. Granström, ibid., Bd. XI, S. 132 (1908).
Hoppe-Seyler’s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXI. 13