Notizen über die Bildung des Rnoclieugevvebes.
Yon M. Gardner,
Priv.-Doc. an der Universität Moskau.
Die klassischen Arbeiten v. Elmer’s, Gegenbaur’s, Ranvier’s, Kölliker’s
«. a. hervorragender Anatomiker und Histologen haben den allgemeinen Plan
des Vorgangs, als dessen Endresultat das definitive Knochengerüst des tieri¬
schen Organismus erhalten wird, soweit aufgeklärt, dass der heutige Forscher
auf diesem Gebiete kaum hoffen kann etwas wesentlich Neues in die schon
vorhandenen Beschreibungen einzutragen. Die in der Wissenschaft seit lange
herrschende Meinungsverschiedenheit über die Quelle und den Ursprung des
Knochengewebes, wobei einerseits der neoplastische, andererseits der metaplas¬
tische Typus der Verknöcherung (Lieberkühn, Strelzoff, Kastschenko, Kasso-
witz u. a.) angenommen wird, verliert auf Grund anderer, genauerer Beobach¬
tungen (H. Müller, Stieda, v. Brunn, Lilienberg u. a.) mehr und mehr an
Schärfe. Möglichkeit directer Metaplasie wird jetzt, und zwar mit grossem
Vorbehalt, nur für wenige, in ausschliesslichen Bedingungen befindliche Stellen
zugegeben, und dürfte wohl kaum noch jemand die Gesetzmässigkeit eines un¬
mittelbaren Uebergangs des hyalinen Knorpels in das Knochengewebe, we¬
nigstens in Bezug auf die normale, nicht rachitische, lamellöse Knochen¬
substanz der höheren Wirbeltiere vertreten. Wir könnten noch hinzufügen,
dass sogar die bisher angenommene Einteilung des Ossificationsprocesses in
einen enchodralen und einen perichondralen, s. periostalen, eher bequemlich¬
keitshalber beibehalten wird, als dass diese Einteilung auf das Wesen der da¬
selbst stattfindenden morphologischen Erscheinungen sich stützen würde. Alle
complicirten Veränderungen des Knorpels führen schliesslich zu dessen Unter¬
gang, während der an dessen Stelle entstehende Knochen aus einer anderen
Anlage sich entwickelt und zwar ganz auf dieselbe Weise, wie wir es an der
osteogenen Schicht des Perichondriums oder des Periosteums sehen. Trotz
des Kampfes der verschiedenen Meinungen unter einander, trotz der zahlrei¬
chen dieser Frage gewidmeten Arbeiten, die häufig zu widersprechenden Schlüs¬
sen geführt haben, oder, richtiger gesagt, auf Grund alles dessen, gesellen wir
Histologen uns fast einstimmig dem schon vor langer Zeit von Sharpey aus¬
gesprochenen Satze bei, dass überall, wo der Knochen durch ein Knorpelmo¬
dell vorgebildet ist, letzteres im Ossificationsprocess nur eine provisorische Be¬
deutung hat: dasselbe verschwindet, nachdem es seine leitende Rolle erfüllt
hat. Infolgedessen ist die Aufmerksamkeit des heutigen Histologen, der die
Ossification im engeren Sinne des Wortes studirt, alleinig auf die osteogene
Schicht, und zwar auf die in derselben befindlichen Osteoblasten Gegenbaur’s,