18
ß r e u er.
jeder Verletzung der häutigen Kanäle tritt Endolymphe aus oder
Blut aus zerstörten Gefässchen ein. Durch beides werden intensive
Strömungen der Endolymphe bedingt, und es erfolgen hei einseitiger
Verletzung jener Nystagmus des Kopfes undderBulbi, die Flourens
und nach ihm andere geschildert haben. Doch solange die Bogengänge
der anderen Seite unverletzt sind, beruhigt sich das Thier bald (ist
aber doch in der Berechnung seiner Bewegungen beirrt). Diess ist be¬
greiflich, denn der normal fungirende, unverletzte Apparat des andern
Felsenbeines wirkt corrigirend. Sind aber die gleichnamigen Bogen¬
gänge beiderseits verletzt, so entfällt diese Correction; die Empfindung
der Bewegung wird übermächtig, der ganze Körper macht compen-
sirende Anstrengungen zur Erhaltung des Gleichgewichts: die Ma-
nègebewegungen und Rollungen um die Quer- oder Längsaxe des
Körpers. Diese Bewegungen haben ihrem Zwecke entsprechend nichts
pendelndes, nystagmisches mehr, wie die Kopf- und Augenbewe¬
gungen. Aber nur die kleineren Bewegungen erfolgen ziemlich
exact in der Ebene der verletzten Bogengänge ; eine Taube zum
Beispiel, der die horizontalen Kanäle durchschnitten sind, macht
gewöhnlich horizontale pendelnde Kopfbewegungen; wird sie aber er¬
regt, so dreht sich, wie auch allgemein angegeben wird, der Hals
um 180°, so dass der Scheitel den Boden berührt, — ohne dass
ich mit Sicherheit behaupten könnte, diese Bewegung geschehe exact
in der allerdings auch um etwa 45° gegen den Horizont geneigten
Ebene der horizontalen Kanäle. Wir müssen aber bedenken, dass die
Strömungen bei Verletzung der Bogengänge sehr irregulärer Natur
sind. Wenn Endolymphe aus- oder Blut in einen Bogengang einströmt,
so wird dadurch ja auch die Flüssigkeitsmasse im ganzen zusammen¬
hängenden Systeme der häutigen Kanäle vermehrt oder vermindert,
und es werden dadurch Strömungen auch in den nicht direct be-
betheiligten Gängen entstehen müssen. Die dadurch hervorgerufenen
Reflexbewegungen in anderen Ebenen compliciren dann die von dem
verletzten Gange aus angeregten.
In dieser Erklärung gehe ich von derselben Auffassung aus,
wie Löwenberg. (1. c.) Auch dieser Autor urgirt, dass die Be¬
wegungen durch die Erschütterung hervorgerufen werden; ich muss
aber seine Angaben, dass bei narkotisirten Thieren die Bewegungen
ebenso auftreten wie bei wachen, nur sich rascher beruhigen, dahin
ergänzen, dass in tiefer Narkose, (wie sie sich mit Schwefeläther