Über den Abbau von Aminosäuren im Organismus.
Von
Dr. L. Flatow.
(Aus der II. niéiii/.inisrhêii Klinik in Müni lton.i
(I)»*r lii'daktion /u*!t*gangon am 21. Januar l'.M«*.
Das Schicksal der Eiweißsubstanzen im intermediären
Stoffwechsel war bis vor kurzem in tiefes Dunkel gehüllt.
Zwar war bekannt, daß im Yerdauungstractus ein weit¬
gehender hydrolytischer Abbau der Proteine stattlindot — großen¬
teils bis zu den Aminosäuren —; aber ob ein Wiederaufbau
arteigenen Eiweißes in der Darmwand, in der Leber oder in
den regenerationsbedürftigen Organen selbst vor. sich geht,
oder ob gar ein Teil der Proteintrümmer ohne vorherige
Synthese zur Energieerzeugung verbrannt wird — etwa hei
Eiweißüberernährung — .darüber fehlten bereits sichere Angaben.
Während so über die Art des Eiweißersatzes im Or¬
ganismus auch jetzt noch kaum eine sicher gestellte Tatsache
zu registrieren ist. hat die Erforschung der Vorgänge bei der
Oxydation der Eiweißkörper in letzter Zeit einen wesentlichen
Fortschritt erfahren.
Dieser Fortschritt ist einer Vereinfachung der Frage¬
stellung zu danken.
Von der Vorstellung ausgehend, daß auch unter physio¬
logischen Bedingungen im lebenden Organe zunächst hydro¬
lytische Prozesse ablaufen, welche die vorhandenen Eiweißstoffe
schrittweise in Aminosäuren überführen, und daß diese dann
der V erbrennung unterliegen, ist nämlich von einigen Autoren
«Xe über g u. Langstein, Blendermann, Blum, Neubauer)
die komplizierte Frage der Eiweißoxydation auf die einfachere
nach der Verbrennung der Aminosäuren reduziert worden.
Die so geschaffene Vereinfachung läuft allerdings einer
noch nicht sicher widerlegten Hypothese zuwider, die Hof¬
meister sich über den Eiweißabbau gebildet hat.
Hofmeister nimmt eine direkte Oxydation ganzer Peptid¬
ketten an: etwa, um sein Schema zu zitieren, in der Art.
daß in diesem