194
W. Mooser,
tative Versuche zur Genüge überzeugt haben und auch Gemische
der isomeren Kresole mit Phenol kein anderes Verhalten zeigten,
sogar tagelanges Extrahieren solcher Mischungen mit Petrol¬
äther keine wägbaren Verluste ergaben, liegt es nahe, auch
dem Urogon phenolartige Eigenschaften zuzuschreiben, in den
Fällen, da es sich bei Gegenwart von KOH nicht mehr wie
früher in Petroläther löst. Dieser Überlegung folgte nachstehen¬
der Versuch:
2 g Öl wurden in Äthyläther gelöst und mit 10°/oiger KOH
geschüttelt. Die gelblichgrüne Ätherlösung wurde bald durch
die alkalische Flüssigkeit entfärbt. Nach halbstündigem Schütteln
war der Entzug vollständig, wie die Prüfung eines Probever¬
suchs mit Millon klarlegte. Der Äther hinterließ einen geringen
Rückstand, der sich glatt in Alkohol löste, somit den typischen
Kohlenwasserstoff nicht enthielt. In der wässerig alkalischen
Lösung aber ergab die Sättigung mit Kohlensäure einen Nieder¬
schlag, und darauffolgende Destillation im Dampfstrom eine
milchige Flüssigkeit, die neutral reagiert, mit Millon sich wein¬
rot färbt und erfrischenden Geschmack besitzt. Ein ähnliches
Resultat zeitigte die Behandlung einer Petrolätherlösung von
Urogon mit 1 °/oiger KOH. Nach vollständigem Entzug wurde die
wässerige Lösung mit S04H2 angesäuert und durch Petroläther
daraus ein bräunliches Öl erhalten, das sich leicht in KOH
löste, im Wasserdampf destilliert, milchige Trübung ergab und
sich rötlich mit konzentrierter S04H2 färbte. Mit Eisenchlorid
gab es eine Färbung, die wir stahlblau nennen möchten, mit
Millon intensiven roten Niederschlag. Bromwasser gab eine
weißgelbe Trübung, dagegen Salpetersäure keinen wahrnehm¬
baren Farbstoff. Von Öl unterscheidet sich dieser Körper durch
seinen phenolartigen Geruch.
In dieser Möglichkeit der Umwandlung des Urogons in
einen phenolartigen Körper liegt vielleicht auch die Erklärung
der Zunahme des Phenolgehaltes bei unsern Kuhharnunter¬
suchungen ; im Haushalte der Natur aber hätte diese Fähigkeit die
Bedeutung, daß gerade die durch allzu große Reinlichkeit keines¬
wegs geplagte Bevölkerungsklasse in ihrem charakteristischen
«Stallgeruch» auch eine Art von Desinficiens an sich trägt.