Literaturbericht.
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Versuch, eine Vorrichtung zur Verdeutlichung der Stromschwankungen zu
konstruieren, welche weiterhin als zur direkten graphischen Registrierung
brauchbar umgestaltet werden könnte, schlug fehl, und es wurde zum
Spiegelgalvanometer zurückgekehrt. S. findet, dafs die Finger elektro¬
motorisch viel wirksamer als dpr Handteller sind, und dafs neben der sekre¬
torischen auch eine muskelphysiologische Komponente in Betracht komme ;
indem letztere Muskelinnervationen zu unwillkürlichen Ausdrucksbewegungen
führen, könne von einem elektromotorischen Endresultat psychophysischer
Vorgänge gesprochen werden, aber beide Komponenten zusammen genügen
nicht völlig zur Erklärung der starken elektromotorischen Wirkungen an
den Fingern. Robert Müller (Giefsen).
J. Ch. Bose. Response in the Living and Hon-living. London, New York and
Bombay, Longmans, Green & Co., 1902. 199 S. 117 Fig.
Der Grundgedanke dieses Werkes ist es, zu zeigen, dafs die elektro¬
motorischen Reaktionen, die man als Erfolg der Reizung bei tierischen
Geweben und Organen (Muskeln, Nerven, Sinnesorganen) kennt, nicht nur
bei pflanzlichen Geweben, sondern auch bei anorganischem Material, speziell
Metallen sich nachweisen lassen und dafs jene Reaktionen, die als eine
charakteristische Lebensäufserung betrachtet zu werden pflegen, diese
Bedeutung nicht haben können.
Verf. findet, dafs Pflanzenstengel und Metalldrähte, in geeigneter Weise
aufgespannt und von ihren beiden Enden durch unpolarisierbare Elektroden
zum Galvanometer abgeleitet, bei Erschütterung oder Torsion um die Längs¬
achse Aktionsströme geben, bezw. negative Schwankung eines Ruhestromes.
Diese Reaktionen zeigen auch bei Metalldrähten genau die vom tierischen
Präparat her bekannten Erscheinungen der „Ermüdung4*, die Beeinflufsbar-
keit durch Gifte, Abhängigkeit von der Temperatur etc.
Am meisten interessieren dürfte an dieser Stelle die Angabe des Verf.,
dafs sich auch die elektromotorischen Reaktionen des Auges bei Reizung
durch Licht an einem anorganischen Präparat, d. h. eigentlich an einem
beliebigen Metallstück nachahmen lassen. Eine auf einer Seite bromierte
Silberplatte, von beiden Seiten von Wasser bespült, und durch dessen "Ver¬
mittlung zum Galvanometer abgeleitet, gibt bei einseitiger Belichtung
Aktionsströme, die in ganz auffallender Weise genau denselben Gesetzen
folgen, wie die durch Holmgren u. a. untersuchten Aktionsströme des
Froschauges. Auch zu den subjektiven Wirkungen des Lichtreizes, speziell
den Nachbilderscheinungen sucht Verf. die Analogie nachzuweisen.
Von den Beobachtungen, die Verf. mitteilt, sind manche schon be¬
kannt, ohne dafs er dessen Erwähnung tut (z. B. die bei Torsion eines
Drahtes auftretenden Ströme). Die von ihm angeführten Analogien der
organischen und anorganischen Reaktionen sind allerdings interessant und
teilweise frappierend, doch geht aus der Darstellung nicht mit genügender
Sicherheit hervor, inwieweit diese Analogien für das Verständnis der
elektromotorischen Reaktionen von Tier- und Pflanzengeweben von Wert
sind. Nachprüfung einzelner besonders bemerkenswerter Ergebnisse wäre
sehr wünschenswert. W. A. Nagel (Berlin).