242 Heidenhain, Physiol, d. AbsonderungSYorgänge. 5. Abschn. Gallenabsonderung.
rungsmethode von C. Schmidt1, welche den wirklichen Erforder¬
nissen zu entsprechen weit entfernt ist.
Und doch hatte Lehmann2 3 den bis vor Kurzem wenig erschüt¬
terten Glauben erweckt, durch Vergleich des Pfortader- und Leber¬
venenblutes die wesentlichen Materialien für die Gallenbildung auf¬
gedeckt zu haben; seine Angaben sind vielfach wiederholt worden.
Seine überraschende Behauptung, dass der Faserstoff des Pfort¬
aderblutes wesentliches Material für die Bildung der stickstoffhaltigen
Paarlinge der Cholalsäure (Glycocoll und Taurin) sei, gründete sich
auf den angeblichen Mangel der Gerinnbarkeit des Lebervenenblutes
gegenüber der normalen Gerinnungsfähigkeit des Pfortaderblutes, was
in der Sprache der damaligen Anschauungen auf den Verlust des
gesammten Faserstoffes während des Durchganges des Blutes durch
die Leber bezogen wurde. Allein das Blut der Lebervene ist ebenso
gerinnbar, wie das der Pfortader.
Bereits Schiff sah das Lebervenenblut von Fröschen und vielen
Säugethieren gerinnen. Später fand David4 das Lebervenenblut von Hunden
und Katzen, wenn es den betäubten Thieren während des Lebens entnom¬
men wurde, kaum langsamer gerinnbar, als das Pfortaderblut; nur selten
hielt es sich 10 Minuten lang flüssig. Wurde es jedoch, wie in Lehmann’s
Versuchen, erst einige Zeit nach dem Tode gewonnen, so erschien die Ge¬
rinnung verzögert und fei unvollständig aus, namentlich bei Pferden. Zu¬
satz von wenig Rindsblut bewerkstelligte schnelle Gerinnung; es fehlte also
gelöstes Paraglobulin (oder Gerinnungsferment). Denn obschon in frischem
Lebervenenblute sogar in grösserer Menge, als in dem Pfortaderblute ent¬
halten, wTird dasselbe während des postmortalen Aufenthaltes des Blutes in
der Leber theils in Folge des sehr hohen Kohlensäuregehaltes des Blutes,
theils in Folge der schnell eintretenden Säuerung des Leberparenchyms
zum grössten Theile ausgefällt. Unter möglichster Beseitigung der Ge¬
rinnungshindernisse gewann David aus dem Lebervenenblute sogar etwas
mehr Fibrin, als aus dem Pfortaderblute (dort 6—8 p. m., hier 2—4,5 p. m.).
So wenig sich Lehmann’s Angaben über die Gerinnungsfähig¬
keit, so wenig haben sich seine schon von vornherein unglaublichen
Angaben über den angeblich enormen Wasserverlust des Blutes in
der Leber bestätigt.
Der Gehalt des Blutes der Pfortader und der Lebervene an Wasser
und festen Bestandtheilen beträgt im Mittel der Analysen von
1 C. Schmidt, Charakteristik der epidemischen Cholera. S. 16. Leipzig und
Mitau 1850.
2 Lehmann, Erdmann’s Journ. f.pract. Chemie. LUI. S. 205. Leipzig 1851 ; Der¬
selbe, Ebenda. LXTII. S. 321. 1856. Beide Abhandlungen sind auch in den Berichten
d. sächs. Ges. d. Wiss. erschienen.
3 M. Schiff, Untersuchungen über die Zuckerbildung in der Leber. S. 14. Würz¬
burg 1859.
4 David, Ein Beitrag zur Frage über die Gerinnung des Lebervenenblutes.
Dorpat 1866.