Pfortader- und Lebervenenblut.
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III. Welche Bluthestandtheile liefern das Material für die
(xallenahsonderiing.
1. Vergleichende Untersuchungen des Pfortader- und des
Lebervenenblutes.
Ueber die Frage, welches Blutgefäss die Gallenabsondenmg
unterhalte, hinausgehend, hat man den Versuch gemacht, zu ermitteln,
welche Bestandtheile des Blutes in der Leber für die Bildung des
Secretes verwerthet werden. Eine Beantwortung, so scheint es beim
ersten Anblicke, würde gegeben sein, wenn es gelänge, die Menge
und Zusammensetzung der in der Zeiteinheit der Leber zuströmenden
und sie verlassenden Flüssigkeiten, also des Pfortader- und Arterien-
blutes einerseits, des Venenblutes und der Lymphe andrerseits, quan¬
titativ zu bestimmen. Das Deficit an Substanzen, welches letztere
Flüssigkeiten gegenüber den ersteren aufweisen, muss in der Leber
verschwunden, also zur Bildung ihres Secretes verwandt worden sein,
wenn man annehmen darf, dass die chemische Zusammensetzung
des Organes selbst für die Zeit der Untersuchung constant geblie¬
ben ist.
Die Ausführung eines derartigen Untersuchungsplanes stösst auf
unüberwindliche Schwierigkeiten. Eine Annäherung an denselben
ist gesucht worden, indem man die quantitative Zusammensetzung
des Pfortader- und des Lebervenenblutes verglich, von der Voraus¬
setzung ausgehend, dass das Arterienblut und die Lymphe ihrer
Menge nach gegen das Pfortader- und Lebervenenblut hinreichend
zurückträten, um durch ihre Vernachlässigung das analytische Bild
der chemischen Stoffbewegung in den durch die Leber strömenden
Flüssigkeiten nicht wesentlich zu trüben.
Ueberlegt man aber, dass die Leberarterie allein genug Blut lie¬
fert, um die Gallenabsonderung, wenn auch in verlangsamtem Tempo,
zu unterhalten, so wird die Berechtigung der obigen Voraussetzung
doch in hohem Grade zweifelhaft.
Immerhin würde mit einer genauen vergleichenden Analyse des
Pfortader- und Lebervenenblutes, welche sich auf die einzelnen Be¬
standtheile des Plasmas und der Körperchen erstreckte, doch der
Anfang einer Kenntniss der chemischen Oeconomie in der Leber
gegeben sein, — wenn anders wir eine solche Analyse besässen oder
mit erforderlicher Genauigkeit zu beschaffen Aussicht hätten. Die
meisten der vorhandenen Analysen beruhen noch auf der Annähe-
Hundbueli der Physiologie. Bd. V. 16