Bau der Säugethierleber. Anordnung der Gallenwege.
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mit circular und longitudinal verlaufenden Fasern gewebten und von
zahlreichen Kernen durchsetzten Membran aufliegt. Trotz des Wider¬
spruches anderer Forscher 1 glaube ich mich von der Anwesenheit
contractiler Faserzellen in der Wandung mit aller wiinschenswerthen
Sicherheit überzeugt zu haben.2 Sie liegen nahe dem Epithel und
verlaufen ebenfalls tlieils ringförmig, theils longitudinal.
Aus Querschnitten der Gänge, welche bei schwacher Vergrösserung
von allen in ihren Wandungen verlaufenden Blutgefässen befreit worden,
gelingt es mittelst verdünnten Holzessigs oder zehnprocentiger Essigsäure
Zellen von demselben Habitus, wie aus der Tunica media kleiner Arte¬
rien zu isoliren. Wenn Asp gegen das Vorhandensein contractiler Faser¬
zellen in der Wandung der Gallengänge einwendet, dass diese bei zwei¬
stündigem Kochen in salzsäurehaltigem Alkohol gelöst werde, während
um diese Zeit die mittlere Haut kleiner Arterien noch nicht angegriffen
sei, so ist dieser Unterschied doch nur ein gradueller. In jedem Falle würde
das mikrochemische Verhalten der in Rede stehenden Lage ebenso sehr
gegen ihre Zugehörigkeit zum Bindegewebe sprechen, da dieselbe in saurer
Chlorpalladiumlösung sich ohne Quellung gelb färbt, während fibrilläres
Bindegewebe darin quillt, ohne sich merklich zu tingiren.
Die interlobulären Gallengänge geben zahlreiche, unter einander
vielfach anastomosirende (Asp) Zweige ab, deren Wandung immer
zarter und deren Epithel immer niedriger wird, je geringeres Caliber
sie annehmen, bis an der Grenze der Läppchen, welcher die feinsten
Gänge zustreben, das Epithel ganz aufhört. Die Epithelzellen stossen
hier unmittelbar an die Leberzellen an.
Die Gallengänge gehen weiterhin sowohl nach den Resultaten
künstlicher Injectionen, wie sie zuerst Budge3, später mit gleichem
Erfolge Andrejevic 4, Mac Gillavry 5, Hering 6 8, Eberth 7 und viele
Andere angestellt haben, als auch nach den Ergebnissen natürlicher
Füllung mit blauem Secrete, wie sie Chrzonszczewski s durch Ein¬
führung von indigschwefelsaurem Natron in das Blut der Thiere er¬
zielte, innerhalb der Läppchen in ein Netz feinster Canäle (Gallen-
capillaren) über, welches die Leberzellen umspinnt.
Diese Capillaren, von weit geringerem Durchmesser (0,001 bis
0,002 Mm.) als die intralobulären Blutcapillaren, lassen zwar in ge-
1 Asp, Ber. d. sächs. Ges. d. V iss. Math.-physiol. CI. 1873. 26. Juli.
2 R. Heidenhain , Studien des physiolog. Instituts zu Breslau. Heft 4. S. 242.
3 J. Budge, Arch. f. Anat. u. Physiol.
1 J. Andrejevic, Sitzgsber. d. Wiener Acad. LXIII. 1861. 25. April.
5 Mac Gillavry, Ebenda. L. IS69. 28. April.
6 Hering, Arch. f. microscop. Anat. III. 1867; Strieker’s Gewebelehre. S. 429.
Leipzig 1871.
7 J. Eberth. Arch. f.microscop. Anat. III. S. 423; Arch. f. pathol. Anat. XXXIX.
S. 67. 1S67.
8 Chrzonszczewski, Arch. f. pathol. Anat. XXXV. S. 153. 1866.