1 SO Heidexhain. Physiol, d. Absonderungsvorgänge. 4. Ahschn. Bauchspeicheldrüse.
lieh sind. Colin1 hat Beobachtungsreihen an Rindern veröffentlicht,
in denen ab und zu das Secret zu fliessen aufhörte. Allein diese
Intermissionen treten so selten, so unregelmässig und, soweit aus den
Tabellen ersichtlich, so unabhängig von dem Verdauungszustande ein,
dass ich viel eher an eine durch Verlagerung der Caniile bedingte
Hemmung des Abflusses, als an einen Stillstand der Absonderung
denken möchte.
Bei Hunden stockt nach zahlreichen, mittelst permanenter Fisteln
angestellten Beobachtungen die Absonderung ausserhalb der ^ er-
dauung vollständig, beginnt nach der Fütterung in kürzester Zeit
und hält dann mit bestimmten gesetzlichen Schwankungen bis zum
Ende der Verdauung an.
Eine klare Einsicht in die Gesetzlichkeit der Pankreas-Abson¬
derung ist dadurch sehr erschwert, dass die Anlegung einer Fistel,
wie schon oben erwähnt, in der Mehrzahl der Fälle Störungen her¬
vorruft. Zunächst verfällt unmittelbar nach der Befestigung der Ca¬
näle die Drüse sehr oft in eine 12—24stündige absolute Unthätig-
keit. Bedenklicher ist es, dass früher oder später, oft schon nach
2—3 Tagen, eine qualitative und quantitative Aenderung des Ab-
sonderungsprocesses bemerklicli wird, welche mit einer morphologi¬
schen Umgestaltung der Drüsenzellen einhergeht.
Die normale Drüse sondert nur während der Verdauung ab, ihre
Secretionsgeschwindigkeit ist verkältnissmässig gering, das Secret ist
klebrig'2, fast fadenziehend, erstarrt in der Kälte zu einer durch¬
sichtigen Gallerte, welche nach Kühne3 einen dünnflüssigen Theil
ausscheidet. Solches Secret, in destillirtes Wasser getropft, fällt, ohne
mit demselben sich zu mischen, sich trübend zu Boden. Bei 0° er¬
hält man eine gallertige flockige Fällung, welche in Kochsalz und
in verdünnten Säuren leicht löslich ist. In sehr verdünnten Säuren
wird das Secret sogleich fest, löst sich aber beim Schütteln in über¬
schüssiger Säure; ähnlich ist das Verhalten gegen Kochsalzlösungen.
Das Secret ist ferner, wenn auch nicht durchgehends, wie man früher
annahm, so doch zu bestimmten Zeiten so reich an festen Bestand-
theilen (6—10°/o), dass es, auf dem Wasserbade gekocht, zu einer
1 Colin, Traité de physiologie comparée des animaux. T. p. 790. Paris 1S71.
2 Die Schilderung der Eigenschatten und der chemischen Zusammensetzung
der Secrete gehört eigentlich nicht in den vorliegenden Theil dieses Handbuches,
sondern in die Lehre von den Verdauungssäften. Beim Pankreassafte aber ist
es im Interesse der Einsicht in den Absonderungsvorgang ganz unvermeidlich,
bis zu einer gewissen Grenze auch von der Beschaffenheit des Absonderungspro-
ductes zu handeln. Alle chemischen Einzelnheiten jedoch bleiben vollständig der
Verdauungslehre Vorbehalten.
3 Kühne. Verb. d. naturhist.-med. Yer. zu Heidelberg. I ( I).