5. Cap. Die Regulirung d. Eigenwärme. Beweisführung durch d. Stoffwechsel. 419
In einer grösseren Arbeit „Ueber Wärme und Oxydation der
lebendigen Materie“ bat sodann Pflüger1 den Gegenstand auf Grund
seiner eigenen und seiner Schüler Arbeiten einer ausführlichen Er¬
örterung unterzogen. Zunächst wurde in Uebereinstimmung mit den
früheren Angaben von Zuntz2 festgestellt, dass durch Curare Vergif¬
tung (unabhängig von etwaigen Aenderungen der Athembewegungen,
indem vor und während der Vergiftung in gleicher Weise künstliche
Respiration unterhalten wurde) und bei Erhaltung der Normaltem¬
peratur des Thieres Ö-Aufnahme und ÖÖ2-Abgabe beträchtlich sinken
und zwar beide in ungefähr gleichem Verhältnis (0 um 35,2 %,
CO2 um 37,4 % im Mittel; Berechnung durch Vergleich mit den von
Finkler und Oertmann3 für Normalthiere ermittelten Zahlen). Wird
die Temperatur des Thieres erhöht von der Norm (39°,2) bis auf
41°, so steigt der Sauerstoffverbrauch und die CCk-Abgabe, letztere
aber in höherem Grade, nämlich auf 1 Kilo Thier, 1 Stunde und
1°C. berechnet um 22,9%, während der 0-Verbrauch nur um 10%
zunimmt. Infolge dessen wird auch der respiratorische Quotient
CO2 : ö, welcher bei unvergifteten Thieren 0,84, bei curarisirten aber
normal temperirten 0,82 ist, bei den überwarmen curarisirten Thieren
nahezu = 1. Bei Thieren, deren Temperatur unter der Norm liegt
(bis zu 22°,2 bis Mittel 33°) sinkt der Ö-Verbrauch pro Kilo, Stunde
und Grad um 5,2%, die Kohlensäureabgabe nur um 1,9 %. Die Ab¬
nahme ist also bei Temperaturen unterhalb der normalen eine relativ
geringere und besonders bei der CÖ2 eine sehr viel geringere.
Nach Pflüger’s Auffassung wirkt das Curare in dieser Weise
durch Ausschaltung des Nerveneinflusses auf das Muskelsystem, in¬
dem hierdurch der hauptsächlichste Factor der Wärmeregulirung
fortfällt. Um diese Auffassung zu stützen, wurde eine zweite Ver¬
suchsreihe mit Durchschneidung des Rückenmarks zwischen Cervi¬
cal- und Dorsaltheil unternommen. Es ergab sich, dass nach dieser
Operation bei Erhaltung der Normaltemperatur der O-Verbrauch um
37,1%, die GO2-Ausgabe um 29,92% unter dem Normalwerth war.
Bei Erwärmung von Thieren mit durchschnittenem Rückenmark findet
Steigerung des Stoffwechsels statt und zwar wächst für jeden Grad
über der Norm der Ö-Verbrauch um 6,1%, die ÖÖ2-Abgabe um
8,3 %. Durchschneidung der Pedunculi cerebri hat keine Herab¬
setzung des Stoffwechsels zur Folge, doch zeigte derselbe schnelle
1 Pflüger, Arch. f. d. ges. Physiol. XVIII. S. 247. 1878.
2 Zuntz, Ebenda. XII. S. 522.
3 Finkler 11. Oertmann, Ebenda. XIV. S. 62.