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Rosenthal, Die thierische Wärme.
es luftleer ist und deshalb der äussere Luftdruck das dünne Glas-
gefäss comprimirt. Aus diesem Grunde steigt daher der Nullpunkt
allmählich und erreicht erst nach längerer Zeit einen festen Stand.
Der Verfertiger soll daher, nachdem er das Quecksilber ausgekocht,
alle Luft ausgetrieben und das Rohr oben zugeschmolzen hat, das¬
selbe erst sehr lange liegen lassen, ehe er die Eintheilung vornimmt.
Dennoch findet man meist, dass die Thermometer sich noch nach¬
träglich etwas ändern, so dass man gut thut, sie von Zeit zu Zeit
immer wieder zu prüfen. Ist das Instrument mit einer Theilung von
0—100° versehen, so prüft man die Richtigkeit dieser festen Punkte,
indem man erst dies Instrument in einem Gefäss ganz mit kleinen
Eisstücken oder reinem Schnee umgibt, sodass der Nullpunkt eben
hervorragt, und wartet bis das Eis zu schmelzen beginnt, während
man das Schmelzwasser durch eine, nahe dem Boden des Gefässes
angebrachte Oeffnung abtropfen lässt. Dann stellt man das Ther¬
mometer in einem cylindrischen Gefäss über siedendem Wasser so
auf, dass es ganz von dem Wasserdampf umgeben ist. Die erstere
Prüfung ist die wichtigere und genügt auch für sich schon, wenn
das Instrument von einem zuverlässigen Verfertiger herrührt, wo es
hauptsächlich darauf ankommt, festzustellen, ob und wieviel das Ge¬
fäss sich seit der Bestimmung der festen Punkte verkleinert hat.
Man bringt also das Thermometergefäss und das untere Ende des
Rohrs in das Eis und wartet, bis die Quecksilbersäule einen festen
Stand angenommen hat. Steht sie, wie es häufig der Fall sein wird,
etwas höher als der Nullpunkt, z. B. bei 0,1, so notirt man diese
Abweichung, und hat dann also von allen Angaben des Thermo¬
meters stets 1/i o0 als Correction des vorhandenen Fehlers abzuziehen.
Dabei ist vorausgesetzt, dass die Theilung selbst richtig ist, und
dass das Thermometerrohr überall gleich weit sei, so dass also gleich
lange Strecken der Röhre an ihren verschiedenen Stellen immer stets
gleichen Rauminhalt haben. Will man sich davon noch besonders
überzeugen, so verfährt man folgendermaassen: Man trennt, indem
man das Thermometer umkehrt und es gelinde auf den Tisch auf-
stösst, ein Stück des Quecksilberfadens von der übrigen Quecksilber¬
masse ab. Man legt das Thermometer horizontal und sieht, zwischen
welchen Theilstrichen der Faden steht; angenommen er reiche von
93—100, so ist seine Länge = 7 Theilen. Nun bringt man durch
Neigen des Thermometers den Faden an andere Stellen der Scala;
ist das Rohr genau cylindrisch, dann muss der Faden überall die¬
selbe Länge behalten.
Hat man es mit einem Thermometer zu thun, welches nur zwi-