Beiträge zur Kenntnis des Betains.
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demselben Salz 3 Moleküle Krystallwasser zuschreibt. Nach
dem letztgenannten Forscher entstehen beim schnellen Ab¬
kühlen der heiß gesättigten Lösung oder beim Fällen mit Al¬
kohol feine Nadeln, die wasserfrei zu sein scheinen, mitunter
aber wasserhaltiges Salz beigemengt enthalten. Läßt man die
kalt gesättigte Lösung über H2S04 eindunsten, so erhält man,
besonders bei einem geringen Überschuß an Platinchlorid tafel¬
förmige Krystalle, die an der Luft verwittern und 3 Moleküle
Krystallwasser enthalten. Alfred Koepper1) fand in Über¬
einstimmung mit Jahns, daß der Wassergehalt des aus ver¬
dünntem Alkohol ziemlich schnell auskrystallisierten Chloro-
platinates nicht konstant und nur gering ist. R. Willstätter2)
fand in Übereinstimmung mit Liebreich, daß aus konzen¬
trierter Lösung in der Kälte große rhombenförmige Tafeln mit
4 Molekülen Krystallwasser ausfallen.
Ich fand, daß der Gehalt der Lösung an H-Ionen wie
bei den Goldsalzen wesentlich für die Ausbildung der Krystall-
form ist, und zwar entsteht bei einem molekularen Verhältnis
der Komponenten ein reguläres Salz, während bei einem
Überschuß an H-Ionen das monokline Salz erzeugt wird. Das
reguläre, orangegelbe Platinsalz hat die Zusammensetzung
(Bet)2H2PtCl6 -f- 4 H20 (Schmelzp. 254,5°), das tief orangefarbene,
monokline die Formel (Bet)2H2PtCl6 -f 3 H,0 (Schmelzp. 255
bis 60°). Während das reguläre Salz luftbeständig ist, verliert
das zerkleinerte monokline Salz bereits beim Liegen an der
Luft sein Krystallwasser vollständig, sodaß man die Krystalle
sogleich nach dem Abpressen analysieren muß. Die Verbindung
neigt zur Bildung großer Krystalle, die auffallend mürbe sind
und leicht zerdrückt werden können. Wie bei den Goldsalzen
ist auch hier das aus saurer Lösung erhaltene asymmetrischere
Salz höherschmelzend.
Krvstallisiert man aus einer Lösung, die Betain im Über¬
schuß enthält, so entsteht ein basisches Salz der Zusammen¬
setzung 4 BetH2PtCl6 -f- Bet, das regulär krystallisiert, etwas
gelbstichiger orange gefärbt ist als das reguläre einfache Salz
') Ber., Bd. 38, S. 167 (1905).
*) Ber., Bd. 35, S. 598 (1902).