Über funktionelle Beziehungen beider Gehörorgane. 253
Ortsunterschiede von Ton zu Ton manchmal kaum bemerkbar,
manchmal beträchtlich, und die einzelnen Hörfelder dement¬
sprechend das eine Mal in einander übergreifend, das andere
Mal getrennt.
Trotz dieser Fülle von Beobachtungen dürfte es hier kaum
schon gelingen, ein klares Bild von den Verhältnissen zu ent¬
werfen, zumal Urbantschitsch die häufigen individuellen Unter¬
schiede, von denen er berichtet, wie die Arten einer Gattung als
einander koordiniert anzusehen scheint, wenigstens nirgends an¬
deutet, in welchem Verhältnis die selteneren Erscheinungsformen
zu den häufigeren stehen, geschweige denn dass er sich über
die mutmaßlichen Ursachen der Abweichungen ausspricht. Wir
werden aber vielleicht nicht fehlgehen, wenn wir dieselben im
Hinblick darauf, dass die Versuchspersonen wohl teilweise
Patienten waren, als pathologische auffassen. Unter den übrigen
sonach als normal anzusehenden Erscheinungen weichen aber
wieder verschiedene von den unter ähnlichen Umständen von
Thompson beobachteten ab: so vor allem bei diotischer Zu¬
leitung eines Tones in gleichen Phasen — und letztere Be¬
dingung scheint mir bei den obigen Versuchen, wenn auch viel¬
leicht infolge der Anwendung von Gummischläuchen aus schon
mehrfach angegebenen Gründen nicht exakt, so doch jedenfalls
annähernd erfüllt, — die schon von Purkynë behauptete ein¬
heitliche Lokalisation und für den Fall ihres Auftretens ihre
Lageverschiedenheit bei verschiedener Qualität des Prüfungs-
tones, eine Angabe, die sich wohl auf ein größeres Beobachtungs¬
material stützt, als die widersprechende Thompson’s. Um uns
aber diese und andere Erscheinungen sowie deren individuelle
Abweichungen nur einigermaßen verständlich zu machen, müssten
wir uns weiter, als es erlaubt ist und sich lohnt, auf hypo¬
thetisches Gebiet begeben.