296 Hensen, Die Physiologie der Zeugung. 13. Cap. Physiologie der Geburt.
zottig und rauh, am ausgesprochensten an der Placentarfläche. Die
Insertionsfläche der Placenta wird häufiger an der hinteren wie an
der vorderen Wand gefunden, greift auch von dieser nicht selten
auf Seitenwand und Fundus über, ein genau centraler Sitz im Fun¬
dus kommt sehr selten vor.
Die noch vor Kurzem so geräumige Beckenhöhle ist wieder mehr
ausgefüllt worden. Der untere, unter der Geburt durch Ueberdeh-
nung zur Contraction unfähig gewordene Uterusabschnitt bildet mit
dem Cervix einen schlaffen ins Becken herabhängenden Anhang des
Uterus. Der Raum wird ferner von den blutreichen gefalteten Wan¬
dungen der Scheide erfüllt und überall füllen sich die unter der Ge¬
burt ausgepressten Blut- und Lymphräume aufs Neue. Die aus dem
Becken verdrängte oder an die Wand gepresste Muskulatur kehrt in
ihre frühere Lage zurück, der Damm verkürzt sich und steigt wieder
empor.
Bei Erstentbundenen finden sich stets Einrisse am äusseren
Muttermund, oft auch am unteren Theii der hinteren Scheidenwand,
am vorderen Dammrand und in der Schleimhaut des Vestibulums,
hier meist zwischen Clitoris und Orificium urethrae.
Häufig tritt nach der Geburt ein ausgesprochener Frostanfall ein,
ohne dass eine erheblichere Temperatursteigerung zu folgen pflegt.
Als Ursache betrachtet man theils den Verlust der im Fötus gelege¬
nen Wärmequelle, theils den mit der Geburt verbundenen Blutver¬
lust und die bei der Austreibung unvermeidlichen Abkühlungen an
den benetzten Flächen. Vielleicht ist der Frost aber auch die un¬
mittelbare Folge der bei Vollendung des Geburtsactes höchst ge¬
steigerten Erregung in der sensiblen Sphäre. Es können wenigstens
auch bei nicht Gebärenden, besonders leicht im Wochenbett durch
Einwirkung sensibler Reize auf die Genitalien z. B. bei Einführung
von Instrumenten und Flüssigkeit in die Uterushöhle, derartige An¬
fälle hervorgerufen werden.
Andere, die Geburt begleitende Erscheinungen, so die Hebung
der Pulsfrequenz bei einer Wehe, die Veränderung des Respirations¬
rhythmus, eine geringe Erhöhung der Temperatur und Vermehrung
der Perspiration sind Functionsänderungen, welche wohl alle starken
und lange andauernden Anstrengungen begleiten.
Der entleerte Uterus verharrt in einer Contraction, die perio¬
dische Steigerungen (Nachwehen) erfährt. Diese schaffen das, aus
den zunächst durch die Compression nur unvollkommen geschlosse¬
nen Gefässen rinnende Blut nach aussen. Die Nachwehen pflegen
bei Erstentbundenen nicht zu schmerzen, sind dagegen bei Pluri-