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beobachtet und durch Abbildungen ziemlich richtig darge¬
stellt, doch hat sich hierüber von Buch zu Buch eine sehr
irrige Ansicht verbreitet. Man glaubt, dafs sich diese Saa-
men bei dem Keimen mittelst zweier Klappen öffnen, ja
von einigen Botanikern wurden diese angeblichen Klappen
sogar für cotyledonenartige Körper angesehen und es fehlte
nur noch, dafs man diese Conferven zu den Dicotyledonen
stellte. Eine genauere Beobachtung zeigt jedoch, dafs sich
diese Sporen bei dem Keimen an dem einen ihrer Enden
durch eine lange und mehr oder weniger unregelmäfsige
Spalte öffnen, aus welcher dann ein junger, an beiden
Enden zugespitzter Schlauch hervortritt, dessen Inhalt im
Anfänge noch nicht spiralförmig geordnet ist. Dieser junge
Schlauch war in der vollkommen ausgebildeten Spore nichts
weiter als die innerste Membran, welche sich beim Keimen
auf ähnliche Weise ausdehnt und verlängert, wie die der
Charen-Saamen. Wir haben also an den Saamen der
Conferven, welche sich conjugiren, drei besondere Häute
kennen gelernt; eine äufsere ungefärbte, eine zweite sehr
dicke und bei den Spirogyren grüngefärbte, so wie eine
äufserst zarte, welche die innerste Haut bildet, diese letz¬
tere kommt aber nicht zur Ausbildung, wenn sich in dem
Inneren dieser Saamen noch kleinere bilden, wie in Fig. 13.
Tab. X. Die grüne Farbe der zweiten Haut, ist der Sub¬
stanz der Membran so fest insitzend, dafs ich sie selbst
durch kochendes Terpenthin-Oel nicht ausziehen konnte.
Eine sehr beachtenswerthe Verschiedenheit bei der
Conjugation dieser Conferven ward zwar schon durch
Vaucher^j beobachtet, aber von den späteren Botanikern
meistens ganz übersehen. Es kommen nämlich bei den
genannten Conferven, wo die gewöhnliche Conjugation statt
findet, auch Fälle vor, wo sich der Inhalt der Glieder nach
erfolgter Conjugation von beiden Seiten aus in Bewegung
setzt, sich in der Röhre der vereinigten Begattungswärz-
chen mit einander vereinigt, und auch an diesem Orte die
*) 1. C. Tab. VII. Fig. 3 und 4.