146 Hebmann, Allg. Nervenphysiologie. 4. Cap. Erscheinungen am Nerven selbst.
Nerven desselben Tkieres ; die vorderen und hinteren Spinalwurzeln
verhalten sich wie die gemischten Nerven. Auch in den verschiedenen
Thiereiassen, welche du Bois-Reymond vom Menschen bis zu den
Wirbellosen herab ins Bereich der Untersuchung zog, ist der Nerven-
strom in gleicher Weise vorhanden.
Der Strom zwischen Querschnitt und Aequator hat eine um so
grössere electromotorische Kraft, je länger und je dicker der Nerv ist.
Die absolute electromotorische Kraft des Nervenstroms wurde
von du Bois-Reymond 1 am Frosch bis zu 0,022, am Kaninchen bis
zu 0,026 Dan. gefunden; sie ist vermuthlich grösser als die des
Muskelstroms, wenn man die vergleichsweise Dünne der verwen¬
deten Nerven berücksichtigt.
2. Das Verhalten natürlicher, unversehrter iVerveilenden.
Für die Theorie des Nervenstroms ist es wichtig, zu entscheiden,
ob auch der „natürliche Querschnitt“ des Nerven sich negativ gegen
den Längsschnitt verhält. Indessen würde, selbst wenn die Nerven¬
fasern wie die Muskelfasern frei in einem indifferenten Gewebe en¬
deten, die Untersuchung unübersteigbare Schwierigkeiten darin finden,
dass diese Endigungen tief in Geweben vergraben liegen, so dass
ein etwa vorhandener Strom sich fast ganz in denselben abgleicht.
Höchstens also wäre eine sehr schwache Negativität dieser Gewebe
gegen den frei herausragenden Nervenstamm zu erwarten. Allein
erstens endet mit verschwindenden Ausnahmen keine Nervenfaser
frei, sondern alle gehen continuirlich in andere nervöse Gebilde über,
so dass ein wirklich nachgewiesener Strom ebensogut von diesen
Gebilden selbst, oder von einem electrischen Gegensatz derselben
gegen die Nervenfaser herrühren könnte; zweitens sind alle Organe
in denen Nerven enden, Muskeln, Centralorgane, Haut, Schleimhäute,
selber Sitz electromotoriscker Kräfte, welche sich beim Versuche
schlechterdings nicht eliminiren lassen.
Ein relativ günstiges Object, das freilich von keinem dieser
Hindernisse ganz frei ist, hat du Bois-Reymond selbst untersucht
(a. a. O. S. 256), nämlich den Augapfel (der Schleie). Er fand ihn
positiv gegen den Querschnitt des Opticus oder diesem nahe Längs¬
schnittsstellen. Ich fügte hinzu1 2, dass der unversehrte Augapfel gegen
den Opticusstamm, wenn man sich vom Querschnitt fern hält, voll-
1 du Bois-Reymond, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1867. S. 439. (Ges. Abh. IL S. 250.)
2 Hekmann, Untersuchungen zur Physiologie der Muskeln und Nerven III. S. 26.
Berlin 1868.