260 Hermann, Allg. Muskelphysik. 9. Cap. Theoret. Betracht. d.Muskelcontraetion.
hauptet, indess bei andern Histologen entschiedenen Widerspruch gefun¬
den.1 Der missglückte Versuch von J. Ranke, sowohl die Einwirkung
des Nerven auf den Muskel als die Fortpflanzung der Erregung in Nerv
und Muskel selbst, auf Bildung erregender Milchsäure zurückzuführen, ist
schon oben (S. 247) erwähnt. Der Umstand, dass viele Muskelfasern
mehr als eine Nerveneintrittsstelle haben, muss, bei der grösseren Lei¬
tungsgeschwindigkeit des Nerven, die möglichst gleichzeitige Contraction
der ganzen Faserlänge befördern. Die relativ grosse Empfindlichkeit der
Nervenenden gegenüber Reizen und Schädlichkeiten ist schon im 2. und
5. Capitel mehrfach erwähnt.
Schlussbemerkung’en.
Die Lehre von der Sensibilität der Muskeln und Sehnen, sowie
vom Muskelsinn, wird in der Empfindungslehre, im 3. Bande, die
Frage des Muskeltonus bei der Physiologie der Centralorgane, im 2.
Bande dieses Handbuches, behandelt.
Die allgemeine Physiologie der glatten Muskeln kann beim
jetzigen Standpunct unsrer Kenntniss noch nicht in der Weise behan¬
delt werden wie die der quergestreiften. Gelegentlich sind bei der letz¬
teren einzelne die glatten Muskeln betreffende Dinge erwähnt worden.
Der Hauptinhalt unsrer Kenntnisse über die letzteren ist eigentlich
mehr specielle Physiologie glattmuskeliger Organe, und es erschien
daher am natürlichsten bei dieser, d. h. am Schlüsse des 5. Bandes,
die glatten Muskeln im Zusammenhänge zu betrachten.
N ach träge.
Zu Seite 20. Der Holzschnitt Fig. 4 hat sich leider während des Drucks etwas
nach unten verschoben; erst wenn man ihn um etwa 1 mm. nach oben gerückt
denkt, passen die seitlichen Benennungen.
Zu Seite 138. Ueber die paralytischen Undulationen kommen mir nach dem Druck
des Obigen neue Mittheilungen von Schife (Arch. d. scienc. phys. et nat. LXIV.
p. 59. 1878) und von S. Mayer (Med. Centralbl. 1878. S. 581) zu Gesicht. Ersterer
beobachtete sie auch an den Extremitäten. Letzterer sah sie, wie meine Schüler,
durch Curare nicht gestört werden. Beide behaupten, dass sie von der arte¬
riellen Blutzufuhr abhängig sind, was zu der im Text mitgetheilten Beobachtung
im Gegensatz stehen würde. Schiff sah sie durch Beimischung von Gallensalzen
zum Blute unterdrückt, und erblickt hierin einen Beweis, dass das Blut den Reiz
abgebe.
1 Vgl. E. Fischer, ebendaselbst S. 365 : A. Eytald, Arch. f. d. ges. Physiol. XII.
S. 529.1876 ; Biedermann, Sitzungsber. d. Wiener Acad. 3. Abth.LXXIV. Sep.-Abdr.
1876.