392 IDENTITÄT DER NATÜRL. PROTEINFLÜSSIGKEITEN END DER GLOBULINLÖSUNGEN.
vorkommenden Flüssigkeiten gleichkoimne, eine Globulinlösung mit möglichst gerin¬
gem Alkali- oder Erdalkaligehalt zu nehmen und dieselbe mit einer genügenden
Menge Kohlensäure zu versehen. Eine solche Verbindung wird von Wärme, Wasser,
Salzen u. s. w. gefällt und besitzt im allgemeinen die Eigenschaften der proteinhal-
tigen Flüssigkeiten.
Nach allem Dargelegten bleibt wohl kaum noch ein Zweifel darüber übrig,
dass sowohl das historische als das „salzfreie Albumin" eine Verbindung des Glo¬
bulins mit Basen ist! Von diesem Standpunkt aus hat Brücke und noch mehr
Heynsius recht, dass sowohl das „Albumin“ als auch das Paraglobulin ein „Albu¬
mmat“ vorstellt (52 p. 586)! Andererseits ist das „salzfreie Albumin- an sich
selbst schon eine Verbindung des Globulins mit einem Alkali, d. h. die Benennun¬
gen Alkalialbuminat" und „Albumin“ sind Synonyme einer basischen Globulin¬
verbindung, eines Globulats. Selbstverständlich müssen wir, von unsrem allgemeinen
Schema ausgehend, in den natürlich vorkommenden Flüssigkeiten und Gebilden eine
grosse Mannigfaltigkeit von Verbindungen annehmen (.VA' 93—100 p. 352 ). und ist kein
Grund vorhanden in einzelnen Fällen die Existenz von solchen Verbindungen nicht
zuzugeben, wie z. B. eine gelöste Globulinverbindung mit Kalk oder Phosphor-
säure, nach Fokker's (26 p. 279) und Heynsius’ (52 p. 565) Annahme, odei
Eugling’s (25 p. 181) ..Tricalciumphosphatcase'in-, wie dieser Autor das normale
in der Milch aufgelöste Casein benennt, oder endlich eine complexe Verbindung
von Calcium, Magnesium und Phosphorsäure mit dem ..Myoglobin-, wie Danilewski
(16 p. 161) annimmt! Es unterliegt keinem Zweifel, dass in den mannigfachen
Verbindungen, in denen die Autoren das Globulin antrafen, von einer Identität
derselben nicht die Pœde sein kann; daher ist es begreiflich, dass Liebig’s Idee von
der Identität der proteïnhaltigen Flüssigkeiten (100 p. 95) keine praktische Bedeu¬
tung gewonnen hat. Nachdem den Globulinverbindungen alle mit demselben ver¬
bunden Mineralkörper, mit denen wir es gewöhnlich im tierischen Organismus ver¬
bunden sehen, entzogen sind, bleibt ein Globulin von identischem Charakter zurück.
Daraus folgt, dass als chemisches Individuum d a s Globulin in der Gestalt
anzusehn ist, i n w e 1 c h e r w i r e s u n t e r verschieden e n l m
ständen im aschenfr eien Zustande erhielten (A'.V 41 — 7 p. 90. 93:
A‘.V 48 — 60 p. 171; AW 61—7 p. 30, 40, 50, 57; AW 68—74 p. 92; AW 75 — 80 p. 228).
2. Keine P o 1 y m e r i s a t i o n. Diese Thatsachen setzen uns in den Stand
schon jetzt auszusagen, dass eine Polymerisation, wenn auch nur in dem Sinne, dass
ein Teil des Globulins auf kosten eines andern schon mit Mineralkörpern verbun¬
denen gelöst ist, unter den natürlichen Existenzbedingungen nicht bestehen kann,
da es kein aus den natürlich vorkommenden Flüssigkeiten erhaltenes Präparat
gibt, welches keine Base, d. h. mehr oder weniger Asche enthielte. Zwar hat es
nicht an Meinungsäusserungen gefehlt, dass cs komplexe Verbindungen von Protein -
körpern mit einander gebe. Morin erklärte die Ungerinnbarkeit in der Wärme
eines in der Flüssigkeit vorhandenen „in der Wärme gerinnenden Albumins-
dahin, dass der mit den Basen verbundene Teil des Proteins den andern Teil
desselben auch beim Kochen der Flüssigkeit im gelösten Zustande erhält ‘)ü Mi-
*) L'union du caséum avec l’albumine ma paru
si intime et les propriétés ainsi que la composition
élémentaire de l’albumine coagulée sont si rap¬
prochées de celles du caséum caillé, que j'ai cru
nécessaire d’examiner, si le lait ne renfermait pas
de l'albumine seulement, mais dans deux états
différents, une partie en combinaison avec des
bases exerçant sur l'autre une action assez puis¬
sante pour l’empêcher de se coaguler à la tem¬
pérature de l’ébullition (85 p. 425).
Dans cette hypothèse, la combinaison d’albumine
dans le lait aurait joué le n4e d'un sel à deux équi¬
valents d'acide pour un de base, l’un devenant
immédiatement libre sous forme de caséine c ail-