IDENTITÄT DER NATURE. PROTEINFLÜSSIGKEITLN UND DER GLOBUEINLÖSUNGEN. 375
durch Kohlensäure von der in der gegebenen Lösung enthaltenen Salzmenge ab:
sowohl eine Paraglobulinlösung als auch eine Lösung anderer Globuline—des Myo¬
sins. Fibrins und sogar des Neutralisationsniederschlags einer Alkaliverbindung—
werde nach der Verdünnung mit Wasser weit schneller gefällt und scheide volu¬
minösere Niederschläge ans (ib. p. 15).
Nach allem Gesagten besitzt die Kohlensäure unstreitig eine nicht geringe
Bedeutung für die Reaktionen der proteünhaltigen Flüssigkeiten, so dass unabhän¬
gig von den Eigenschaften des Globulins selbst, unser Urteil über dieselben je
nach der Menge der in denselben enthaltenen Kohlensäure sich bedeutend ändern
kann. .So legte Monnier (84 p. 471) mit seinen Beobachtungen den Anfang zu
einer langen Reihe von Untersuchungen, von denen wir schon im ersten Teile
dieses Werkes (AW 48—GO p. 72-—3) sprachen. Die Betrachtung des Dargelegten
lässt keinen Zweifel darüber übrig, dass die Gerinnungstemperatur des Serums, des
Uühnereiweisses u. dergl. sich in unmittelbarer Abhängigkeit von der Menge der
Kohlensäure befindet: nachdem das Serum mittels der Luftpumpe von der Kohlen¬
säure befreit, an der Luft getrocknet, aufs neue aufgelöst oder mit Äther behandelt
worden ist, erhält man eine Lösung, die in der Wärme nicht mehr gerinnt (AFA 48—GO
p. 71—77).
Nach der Entfernung der Kohlensäure stellen die proteünhaltigen Flüssig¬
keiten, besonders das Blutserum, eine Lösung vor, welche von der Lösung einer
Alkaliverbindung des Globulins, eines Alkalialluuninats, z. B. des Lieberkühn’schen.
mit einem geringen Alkaliüberschuss, nicht unterschieden werden kann. Wir wollen
sogar vorläufig über diese Tatsache keine näheren Betrachtungen anstellen und nur
bemerken, dass der erwähnte Zustand der proteünhaltigen Flüssigkeiten, namentlich
des Serums, vollkommen mit den Eigenschaften der Milch oder, wie man sich in
diesem Falle unrichtig ausdrückt, des Caseins übereinstimmt.
Durch das Auspumpen der Kohlensäure werden die proteünhaltigen Flüssig¬
keiten einerseits einander (es verschwindet der Unterschied in dieser Beziehung zwi¬
schen dem Eiweiss verschiedener Vögel—AW 48—GO p. 71—2). wie z. B. die Milch
dem Serum, andererseits den Alkalialbuminaten näher gebracht.
Immer wieder begegnen wir mannigfachen Tatsachen, welche zu gunsten der
zuerst von Denis in mehr oder weniger bestimmter Form aufgestellten Lehre zeugen;
doch sind diese Tatsachen zerstreut, in kein System gebracht und infolge der Schwie¬
rigkeit, welche die Analyse derselben wegen dem Mangel an Angaben bietet, nicht
in betracht gezogen worden...
Wiederum weist Schmidt (102 p. 422) daraufhin, dass eine alkalische Sero¬
globinlösung (Paraglobulin) bei der Neutralisation mit Essigsäure gefällt wird, dass
aber bei gleichzeitiger Gegenwart eines Neutralsalzes in der Lösung entweder gar
keine oder eine nur unbedeutende Fällung beobachtet wird. In solchen Fallen sei
zur Fällung ein um so stärkeres Ansäuern erforderlich, je mehr Neutralsalz die
neutrale Flüssigkeit enthält. Dasselbe beobachte man auch ohne den besonderen Zusatz
eines andren Salzes, wenn die Lösung einen Kali- oder Natronüberschuss enthält.
Das in diesem Falle bei der Neutralisation entstehende Salz spiele dieselbe Rolle
wie ein von aussen eingetragenes. Ein eben solches Verhalten zeige auch eine Salz¬
seroglobinlösung ').
') Enthalt die Lösung jedoch zugleich ein neu¬
trales Alkalisalz, so findet entweder nur eine
partielle oder bei grösserem Salzgehalte selbst
gar keine Ausscheidung heim Neutralismen Statt.
Die Flüssigkeit muss zum Zwecke einer voll¬
kommenen Fällung angesäuert werden, um so
stärker, je grösser ihr Salzgehalt ist. Stets gelingt
es, diese Fällung im Ueberschuss der Essigsäure
wieder aufzulösen, aber die dazu nöthige Säure¬
menge, bei gleichem Gehalt an tibrinoplastischer