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ÜBER SCHLEIMIGEN URIN.
dichten, viskosen Haut. In kurzer Zeit verwandelt sich das sämmtliche Kon¬
densationswasser in eine solche dickflüssige Masse.
Dieses Bakterium wächst auch ohne Sauerstoffzutritt. Auf mit Traubeu¬
zucker versetztem Agar-Agar entwickelt es sicli üppiger. Gelatine wird durch-
dasselbe nicht flüssig. Bouillon, Milch und Urin (mit Zuckerzusatz) sind eben¬
falls gute Nährböden für dasselbe. Nach ungefähr zwei Tagen werden die
dünnflüssigen Nährboden dickflüssig und lassen sich zu Fäden ausziehen. Im
gegebenen Falle konnte die Frage aufgeworfen werden, ob die Gegenwart
dieser Bacillen nicht vielleicht von der Verunreinigung des Geschirrs her¬
rührte, in welchem der Urin aufbewahrt worden war. Um diesen Umstand
aufzuklären, machte ich Aussaaten auf durch Katheterisation erhaltenem Urin.
Die bakteriologischen Untersuchungen dieses Urins ergaben dieselben Re¬
sultate. In der einschlägigen Literatur fand ich einige Beobachtungen über
diesen Gegenstand. Eine davon gehört Adamez und bezieht sich auf schleimige
Kuhmilch, eine andre von van Laer auf Hefe, Malz und schleimiges Brot;
Malerba, Melle, Colla et Forhaka, Bothnann machten ihre Beobachtungen an
schleimigem Urin von Menschen. Sie weisen darauf hin, dass die Äthiologie
dieses Leidens noch ganz unklar ist, da ein derartiger Urin bei verschiede¬
nen Kranklieiten und sogar bei gesunden Menschen vorkommt. In einem
Falle wurden drei Arten von Bakterien ausgeschieden, die sich durch ihr Ver¬
halten zur Gelatine unterschieden (zwei davon verflüssigten dieselbe, die dritte
nicht). Die Bakterien waren wenig beweglich, wuchsen gut in normalem
Urin, doch nur in sauer reagirendem, und übten auf Kaninchen und Meer¬
schweinchen keine pathogene Wirkung aus. Die Nährböden wurden verschleimt.
Ich bestimmte die Viskosität der flüssigen Nährboden einige Tage nach der
Aussaat der Bakterien. Die Untersuchung der Viskosität, geschah mittels Os¬
wald’s Viskosimeter. Dieselbe wird durch die Zeit bestimmt, welche die zu
untersuchende Flüssigkeit zum Ausfliessen aus dem Viskosimeter im Vergleich
zu dem Ausfliessen von destillirtem Wasser bei einer und derselben Tempera¬
tur braucht. Ich erhielt folgende Zahlen:
Reines Wasser braucht zum Ausfliessen 2 Min. 37 Sek.
Reiner Bouillon > > > 2 > 46 >
Urin > > > > 2>41>
Milch > > > > 4 > 40 >
Bouillon-Kultur » > > 6 > 14 »
Urin mit Kultur > » > 3 > 23 >
Milch-Kultur > > > 5 > 37 >
Viskosität des Bouillons................ 1,06
> > Urins................... L02
> der Milch................... 1,78
» > Bouillon-Kultur.......... 2,38
> des Urins mit Kultur......... 1,29
> der Milchkultur............. 2,15
In meinem Falle unterschieden sich die ausgeschiedenen Bakterien ein
wenig von den früher beschriebenen. Erstens ging ihnen die Beweglichkeit ab;
zweitens entwickelten sie sich schlecht in normalem Urin; drittens wuchsen