Über den physiologischen Proportionalitätsfaktor usiu.
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dierende Stellen fallenden Lichtmengen anscheinend das arith¬
metische Mittel zur Helligkeitsempfindung ausgenützt werde.
Mit Sheeeinotons Beobachtungen stimmen auch die Ver¬
suchsergebnisse Gaetens 1 überein, welcher fand, dafs die Unter¬
schiedsempfindlichkeit für Variationen einer das ganze Gesichts¬
feld erfüllenden Beleuchtung monokular nur halb so grofs sei
wie binokular.
H. Pipee 2 verglich die Helligkeit eines monokular und
eines binokular betrachteten Feldes sukzessiv und kam zu dem
Resultate, dafs bei Dunkeladaptation die Helligkeitsempfindung
zweier Augen die eines Auges erheblich an Intensität überträfe,
dafs man jedoch bei Helladaptation mit zwei Augen nicht oder
nur ganz aufserordentlich wenig heller sehe als mit einem Auge.
Dieses Ergebnis wäre für die praktische Photometrie wichtig;
denn man könnte daraus schliefsen, dafs es sich empfehle, nur
mit möglichst gut dunkeladaptierten Augen binokular zu photo-
metrieren, dafs jedoch binokulare Photometrie bei Helladaptation
vor der monokularen gar keinen Vorzug habe.
Eine kritische Betrachtung von Pipees Versuchen ergibt in¬
dessen, dafs die aus ihnen gezogenen allgemeinen Schlüsse nicht
berechtigt sind. Pipees Versuchsanordnung bestand der Haupt¬
sache nach in folgendem : zwei von hintenher durchleuchtete Bein¬
glasplatten sind durch einen auf ihrer Fläche senkrecht stehenden
schwarzen Schirm getrennt.
Der Beobachter fixiert seinen Kopf so, dafs das eine Auge,
z. B. das rechte, gerade der Kante der Längsscheidewand, das
andere Auge, also das linke, der linken Milchglasplatte gegen¬
übersteht. Fixiert der Beobachter die linke Beinglasplatte, so
sieht er sie binokular, fixiert er die rechte, so sieht er diese nur
mit dem rechten Auge, während das linke Auge durch den
dunklen Schirm in der Mitte am Ausblicke auf das rechtseitige
Feld behindert ist. In sukzessiver Vergleichung wurde die Be¬
leuchtung beider Felder durch eine rückwärts aufgestellte Iris¬
blende so variiert, dafs die Helligkeit beide Male gleich schien.
Bei Helladaptation der Augen wurden die beiden Beinglasplatten
1 Pflügers Archiv 118, S. 233. 1907.
2 Über das Helligkeitsverhältnis einer monokular und binokular aus¬
gelösten Lichtempfindung. Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol, d, Sinnesorg. 82.
S. 161. 1903.