DAS GLOBULIN DES1 BLUTSERUMS UND DES EIWEISSES.
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clie Temperatur der Fällung des „Albumins“ beeinflussen. Indem er in den Lösungen
seines „Albumins“ die Gegenwart nicht nur von Asche sondern auch von Salzen
zugiebt, wobei dieselben aber die wesentlichsten Eigenschaften des sogenannten
„aschenfreien“ oder „salzfreien Albumins“ beibehalten, hebt er den, auf den ersten
Blick, wesentlichen Unterschied zwischen der „Lösung von dialysirtem Albumin“ und
Serum und Albumin, welche einfach so weit verdünnt worden sind, dass sie die
Fähigkeit verloren haben, unter der Einwirkung von Wärme oder Alkohol Nieder¬
schläge auszuscheiden, ganz auf! Im luftleeren Raume getrocknetes dialysirtes Albu¬
min wird beim Erhitzen bis 155°—160° oft unlöslich, verliert bei 170° die Fähig¬
keit sich zu lösen vollständig, während denselben Operationen unterworfenes Serum
seine Löslichkeit bei 180° ganz einbtisst (ib. p. 109).
Abgesehen davon, dass schon Eichwald den grössten Teil des Eiweisses aus¬
geschieden hatte, den Aronstein und Schmidt für wasserlöslich hielten, so kann nur
der in der Geschichte des Albumins Unbewanderte und auch nur im ersten Augen¬
blick die wenigen Reactionen, welche Aronstein und Schmidt für das Albumin als
besonders charakteristisch halten, für etwas Neues ansehen. Ohne sogar spätere
Arbeiten, welche die Angaben der genannten Autoren nicht bestätigt haben, in
Betracht zu ziehen, sehen wir, dass sowohl frühere als spätere Forscher im dialy-
sirten Albumin stets Asche fanden. Die Geschichte der Protemkörper enthält eine
lange Reihe von Beobachtungen, welche dafür zeugen, dass die älteren Beobachter mit
verhältnismässig weniger complicirten Methoden glänzendere Resultate erreichten.
Von Hewson an bis Aronstein und Schmidt wurde von allen anerkannt, dass, wenn
das gegenseitige Verhältniss des Albumins, des Salzes und des Wassers geändert
wird, sowohl die Temperatur der Fällung als auch mehrere andre Beziehungen im
gewöhnlichen Serum und Eiweiss, welche Aronstein (3 p. 8) und Schmidt als Einheit
annehmen, eine Veränderung erfahren. So bedingt z. B. einfache Verdünnung des Serums
und Eiweisses mit Wasser (2—10 Vol., von 40 nicht zu sprechen!) dasselbe Ver¬
halten, welches von Hewson beobachtet wurde, nämlich Unfähigkeit durch Kochen
einen Niederschlag auszuscheiden; desgleichen bewirkt Vergrößerung der Salzmenge
beim Erwärmen neue Fällung. Mit einem Worte, Schmidt und Aronstein führten
in umgekehrter Reihenfolge dasselbe aus, was schon die frühesten Beobachter gethan
hatten: letztere verminderten den Salzgehalt durch Verdünnung, während Aronstein
und Schmidt den Wassergehalt auf Kosten der Salze vergrösserten, indem sie den
Gehalt an letzteren durch Dialyse verringerten.
In Uebereinstimmung mit dem, was uns schon seit den ersten Schritten
in der Geschichte der Protemkörper bekannt ist, nämlich dass die Temperatur
der Fällung diese Substanzen nicht charakterisiren kann (p. n. 62—9), dass sich
in den protemhaltigen Flüssigkeiten in der Wärme und unter der Einwirkung von
Alkohol trotz des Vorhandenseins von Salzen auch kein Niederschlag bilden kann,
dürften wir auch Aronstein’s und Schmidt’s Beobachtungen in dieselbe Categorie
reihen, wenn ihre Arbeiten keine so ausschliessliche Stellung einnähmen. Die Ur¬
sache davon war hauptsächlich der Umstand, dass weder Schmidt und Aronstein
noch diejenigen Autoren, die deren Arbeit sich zu Nutzen- zogen, denen aber die
soeben erwähnten Beobachtungen älterer Forscher unbekannt waren, die Reactionen
des von den Salzen befreiten Albumins, welche Schmidt und Aronstein vorschlagen,
für besonders charakteristisch halten. Es unterliegt keinem Zweifel, dass Schmidt
die früheren Beobachtungen über die Unfähigkeit der protemhaltigen'* Flüssigkeiten
unter der Einwirkung der gewöhnlichen Agentien (p. n. 67—9) Niederschläge aus¬
zuscheiden nicht kannte, da er ausruft: „bis jetzt (1875) war ja nur (!)‘bekannt (!),
dass das Albumin in der Siedhitze gerinnt, dass man durch .Zusatz von Salzen