(Aus dem physiologischen Institut zu Freiburg i. B.)
Über den Einflnfs von Lichtstärke und Adaptation
auf das Sehen des Dichromaten (Grünblinden).
Von
J. v. Kries und W. Nagel.
(Mit 3 Figuren im Text.)
Seit langer Zeit ist bekannt, dafs für die Dichromaten zu
jedem homogenen Lichte eine gleich erscheinende Mischung
zweier bestimmter Lichter, eines lang- und eines kurzwelligen
gefunden werden kann. In systematischer Weise ist dies zu¬
letzt in den Beobachtungen der Mitarbeiter Königs dargelegt
worden, bei welchen derart ermittelt wurde, welche Mengen
gelbroten Lichtes (645 pp) und blauen Lichtes (460, resp. 435 pp),
zusammengefügt, dem Lichte beliebiger Spektralteile gleich er¬
scheinen. Schon sehr bald nach der Gewinnung der ersten
Resultate dieser Art wurde von König auch mitgeteilt, dafs die
Gleichungen dieser Art von der absoluten Intensität der sämt¬
lichen angewandten Lichter nicht unabhängig seien, dafs also
z. B. eine für hohe Lichtstärken gültig gefundene Gleichung
bei gleichmäfsiger Abschwächung sämtlicher Lichter unrichtig
werde. Da das sog. NEWTONsche Karbenmischungsgesetz die Un¬
abhängigkeit der Mischungsgleichungen von der absoluten In¬
tensität implicite behauptet, so wurde die erwähnte Thatsache
als „Abweichung vom NEWTONschen Farbenmischungsgesetze“
bezeichnet. Eine Anzahl analoger Erscheinungen ist alsdann
auch mit Bezug auf die Mischungsgleichungen des Trichro-
maten (Farbentüchtigen) beschrieben worden.
Das ganze Erscheinungsgebiet hat neuerdings ein besonders
hohes theoretisches Interesse gewonnen wegen seiner Beziehungen
zu der über die Funktion der Stäbchen aufgestellten Theorien,
Zeitschrift für Psychologie XII. 1