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Besprechung.
(Apperception), und in dieser Auffassung liegt bereits ein. Herausbeben
eines Theilinhaltee aus einem Gesammtinhalte und ein Belieben des Theilw
auf das Ganze, liegt also das, was man das primäre ürtheilen nennen
kann, der Anfang der Begriffsbildung. Eine solche Spontaneität, obschoi
sie di© Form der sinnlichen Inhalte verändert, erfordert nicht di© Annahme
einer besonderen Grundfunction des Bewusstseins, eie ist nur der Ausdruck
für das thaisächliche Geschehen, würde also auch der ursprünglich von
Jom, selbst gelehrten Theorie des Bewufstseins gerecht werden. Aller¬
dings ist ©ine realistische Vorstellungsweise mit diesem Standpunkt nicht
vereinbar.
Mit Cap. XI (S. 641—71) kehren wir sur Lehr© vom Gefühl zurück.
Es behandelt die Gefühle der secundftren und. tertiären Stufe, die höheren
oder geistigen Gefühle, die Jom, in FormalgefüMe und Persongefühle
theilt, ferner die Affecte und die eomplexen ästhetischen und ethischem
Gefühle. Dazu kommen Im ScMufscapite! (S. 718 — 738) die höheren
Willenserscheinungen, bei welcher Gelegenheit auch di© Frage der Willens¬
freiheit ausführlich erörtert wird. Es wäre Schade, diese feinsinnigen Aus¬
führungen, die von feinstem Verständnifis für di© menschliche Natur
zeugen und aus einer an ethischen Gegenständen geübten hohen Zer¬
gliederungskunst hervorgegangen sind, auszugsweise wiederzugeben. Wir
empfehlen sie weitgehender Beachtung. Man wird bei ihrem Lesen an, die
vorausgegangenen principiellen Erörterungen kaum erinnert; sie liegen
von dem ursprünglichen Programm, wie es dl© Einleitung aufstellte, weitab.
Wir befinden uns hier innerhalb rein psychologischer Thatsachen, die in
ansprechender Weise vor uns aufgerollt werden. Wenn wir oben zu be¬
haupten wagten, dafs der Werth, dieses Buche® von seiner eigentlichen Ab¬
sicht sich entferne, so hatten, wir dies© Abschnitte im Auge. Im specieien
Theil erhielten wir an Stelle einer einleuchtenden Durchführung des ur¬
sprünglichen Programms ©ine mit diesem in Zusammenhang stehende,
aber nicht einwandfreie Ausführung über die Lehre von den Sinnea-
empfindungen, sodann eine mit dem Programm schon viel lockerer ver¬
knüpfte Darstellung der Lehr© vom Begriff und Urtheil auf associativer
Grundlage und schliefslich eine fast ganz davon losgelöste analytische
Beschreibung der höheren Gefühls- und Willens Vorgänge. deren besonderen
Werth anzuerkennen wir nicht umhin konnten. Wir müssen es den
Lesern, überlassen, ob sie mit uns hieraus auf die Undurchführbarkeit jenes
Programms schliefsen wollen.
Gütz Mjjïiiot (Bonn).