Maafsbestimmungen die Bmmkmi conêonanter Intervalle. 40S
doch wenigstens bei Klingen yen schärferer Klangfarbe, wie sie ja
in der praktischen Musik vorwiegend gebraucht werden, gewisse
sachliche Anhaltspunkte habe. Stellen wir uns zuerst ' vor (was
freilich nur eine Fiction ist), man benrtheile die Reinheit einer
‘Octave so, dais der höher© Ton mit dem zweiten Theilton des
tieferen in Bezug auf Unisono verglichen werde, ebenso die
Reinheit der Quinte durch Vergleichung des 3. Theiltons des
tieferen mit dem 2. des höheren — wobei also die Reinheits-
empfindlichkeit sich auf Unterschiedsempfindlichkeit reduciren
würde. Dann müfste das Urtheil bei der Octave allerdings
durchschnittlich am feinsten sein, da der zweite Theilton am
stärksten unter den Obertönen vertreten zu sein pflegt, also
die fraglich© Vergleichung am leichtesten stattfinde; und es
müfste überhaupt mit abnehmender Oonsonanz die Schärfe des
Reinheitsurtheils abnehmen, weil die Intensität der auf ihr Uni¬
sono' zu prüfenden Theülöne im Ganzen mit ihrer Ordnungszahl
abnimmt. Nun findet zwar ein solcher Procefs beim gewöhn¬
lichen musikalischen Urtheil nicht Statt: die Reinheitsempfind¬
lichkeit ist nicht Unterschiedsempfindlichkeit, da man eben die
Obertöne nicht gesondert heraushört. Aber es Meise sich an¬
nehmen, dafs die Obertöne, auch ohne gesondert vernommen zu
werden, doch einen Einflufs auf das Reinheitsurtheil üben, indem *
kleine Abweichungen zwischen Minen den bezüglichen beiden
Klängen (auch wenn sie nur Aufeinanderfolgen) etwas Fremd¬
artiges gegeneinander gäben. Die Aehnlichkeit zweier Klänge,
die durch gemeinsam© unanalysirte Teiltöne entsteht, wird eben
geringer, wenn sie nicht genau coincidiren.
Eine kühne Hypothese wäre es freilich, dafs Verstimmungen
unbemerkter Theiltöne als Verstimmungen der ganzen Kl,Enge
gegen einander bemerkt würden, und es hat keiner von unseren
Beobachtern auf Befragen zugegeben, dafs die Verstimmung der
Quinte für ihn ©ine Verminderung der Aehnlichkeit ihrer beiden
Tön© miteinander bedeute; ja man verstand kaum, was damit
g e in e int war. Aber es wäre so wenigstens eine gewisse, wenn
auch mehr papieme, Stütze 'für die Ueberlieferang zu finden.
Wir wollen nicht weitläufiger zeigen, warum eine wirkliche
und sachliche Begründung doch nicht darin läge. Denn wenn
auch die psychologische Construction einwandfrei und unsere
Beobachtungen an obertonreichen Klängen damit vereinbar
wären, so würde man immer noch kein Recht haben, den
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