MaafsbesUmmungen über die Reinheit comonanter Intervalle. 351
auch unter den Musikalischen und Geübten, doch scheinen sie
nur gradueller Natur zu sein.
i. War das Gehör längere Zeit durch Reinheitsversuehe über
die grofse Terz in Anspruch genommen, so kann es auch für
die Heine zeitweilig in gleichem Sinn umgestimmt werden
(umgestimmt in ästhetischer Bedeutung des Wortes). Dieser
Ein flufs ist aber wieder individuell sehr ungleich und trat nur
bei dem. Beobachter, der zugleich di© stärkste Neigung zur Alte-
rirung der Intervall© überhaupt zeigte, so kräftig in die Er¬
scheinung,, dais geradezu eine Umkehrung in der Richtung der
bevorzugten Intonation entstand.
5. Wenn nur zwei wenig verschiedene Abstimmungen ein-
unddesselben Intervalls öfters nach einander (wenn auch mit
gröfseren Pausen) vorgelegt werden, so kann dasjenige, das dem
Beobachter deutlicher nach einer Richtung hin verstimmt er¬
scheint, auf die Schätzung des anderen einen Ein finis in dem
Sinn üben, dafs dieses nun deutlicher, als es aufserdem der Fall
wäre, nach der umgekehrten Richtung verstimmt erscheint (Ge-
f ühlscontrast).
Mit Rücksicht auf Nr. 4 und 5 mufs man zugeben, dafs der
subjective Reinheitspunkt auch bei. dem nämlichen Individuum
durch die augenblicklichen Versuchsumstände, abgesehen noch
von allem musikalischen, Zusammenhang, verschoben werden
kann.
Drittes Capital
Versuch© mit grofser Terz, Quinte und Octave,
(M. Mbtbb.)
1. Technische Einrichtungen. Es kam bei diesen
Versuchen darauf an, die Intervalle einerseits durch möglichst
einfache, andererseits durch möglichst obertonreiche Töne dar-
zustellen. Als Tonquellen dienten deshalb Stimmgabeln auf
Resonanzkasten, bei denen mit unbewaffnetem Ohre kein Ober¬
ton wahrgenommen werden konnte, und, kräftig angeblasene
.Zungen, die über 20, zwar nicht sämmtüch hörbare, aber ob-
jeotiv nachzuweisend© Obertöne geben, also wohl eine der
schärfsten überhaupt herzustellenden Klangfarben liefern. Als
Höhenlage wurde das Gebiet der ein- und zweigestrichenen