Messende Untersuchungen über die Umstimmung des Geschmackswerkzeugs 151
Der Grad der Umstimmung läfst sich durch das Verhältnis
Su
Sn
(Schwellenwert der reagierenden Substanz nach der Um¬
stimmung Su zu dem normalen Sn) messen, der Ablauf der
Umstimmung durch Bestimmung der Schwellenwerte in gewissen
Zeitabständen.
1. Bei den Versuchen der ersten Gruppe hat sich heraus¬
gestellt, dafs der Grad der Umstimmung unabhängig von der
Art der angewandten Substanz, von der Dauer derselben ab¬
hängig ist, solange Einwirkungszeiten von 1/4 bis etwa 2 Minuten
in Frage kommen. In diesem Intervall wächst der Grad der
Umstimmung durchaus proportional mit der Umstimmungs¬
dauer. Bei längerer Umstimmungszeit nimmt er langsam ab.
Der höchste Grad der Umstimmung wird bei allen Vpn., die
gleiche Konzentration vorausgesetzt, in annähernd derselben
Umstimmungszeit (1—2 Minuten) erreicht, schwankt aber indi¬
viduell erheblich.
Der Grad der Umstimmung wechselt weiter mit den ver¬
wendeten Substanzen. Er ist am höchsten bei allen süfsschinecken-
den Stoffen (z. B. Rohrzucker, Traubenzucker, Galaktose), wesent¬
lich schwächer bei Chinin, hydrochl. und gerade merklich bei
Kochsalz und Salzsäure.
Bei gleicher Einwirkungsdauer des umstimmenden Reizes
wächst der Grad der Umstimmung proportional der Konzen¬
tration der umstimmenden Lösung.
2. Für das Ausmafs der Umstimmung, das durch verschieden¬
artige süfsschmeckende Körper bewirkt wird, ist stets deren
Süfsungsgrad mafsgebend.
Das Abklingen für die unter 1 und 2 beschriebenen Fälle
geht annähernd in Form einer Parabel vor sich. Dies besagt,
dafs die Erholung des Geschmacksorgans zuerst rasche, dann
langsame Fortschritte macht.
3. Verwendet man Rohrzucker oder Kochsalz als um¬
stimmenden Reiz, so steigt Empfindlichkeit des Geschmacks¬
organs gegenüber allen anderen Qualitäten. Nimmt man
•Chinin, hydrochl. als umstimmenden Reiz, so wird die Empfind¬
lichkeit gegenüber Rohrzucker erniedrigt, gegenüber den anderen
Qualitäten erhöht. Bei Verwendung von Salzsäure als um¬
stimmenden Reiz bleibt die Empfindlichkeit des Geschmacks-
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