68
Th. Ziehen
einstellung bin ich bis jetzt noch nicht zu einem sicheren Er¬
gebnis gekommen. Sehr bemerkenswert ist, dafs Schwankungen
in der Tiefenlokalisation nicht vorzukommen scheinen.1
Sehr schwankend ist der Einflufs von Vorstellungen.
Ich habe ihn nach drei Richtungen untersucht: 1. Vorstellung
einer Bewegung des Leuchtpunktes in bestimmter Richtung,
2. Vorstellung einer Augen- oder Kopfbewegung oder auch einer
Augen- und Kopfbewegung in bestimmter Richtung und 3. Ver¬
such, willkürlich eine Punktbewegung in bestimmter Richtung
hervorzubringen. Der psychologische Tatbestand in 1. und 3.
läfst sich bemerkenswerterweise nicht scharf trennen. Bei 1. und
3. war das Ergebnis öfter positiv, als es der Zufall bedingt,
jedoch bei weitem nicht so oft, als es nach den Angaben
Charpentiers 2 zu erwarten wäre. Die interindividuellen Unter¬
schiede sind sehr grofs. Bei mir selbst ist der Einflufs meistens
sehr gering. Welche psychologische Disposition einen positiven
Einflufs begünstigt, konnte ich bisher nicht mit Sicherheit fest¬
stellen. Ermüdung der Retina und allgemeine geistige und körper¬
liche Ermüdung sollen nach Boukdon 3 begünstigend wirken,
doch ist dieser Einflufs nach meinen Beobachtungen keineswegs
immer nachzuweisen. Übung, d. h. längeres gewohnheits-
mäfsiges Beobachten des Phänomens scheint oft günstig zu
wirken, sowohl innerhalb einer Sitzung als auch von Sitzung zu
Sitzung.
Auch der Einflufs unter 2. (Vorstellung von Augen- und
Kopfbewegungen) läfst sich von 1. und 3. in der Selbstbeob¬
achtung nicht leicht trennen. Zuweilen, aber nicht oft ist ein
positiver Einflufs unverkennbar.
Der ungünstige Einflufs der Lichtstärke ist von Exner
überschätzt worden. Ich selbst beobachte das Phänomen bei
den schwächsten und stärksten Glühlampen fast mit derselben
Leichtigkeit und mit derselben Exkursionsweite. Dafs die An¬
wesenheit anderer Leuchtpunkte das Phänomen nicht wesentlich
1 Dies hat schon Charpentier in seiner 2. Mitteilung hervorgehoben
(Compt. rend. Acad. d. sc. 102, S. 1464. 1886). — Neuerdings habe ich übrigens
eine Ausnahme beobachtet.
2 a. a. O., S. 1156.
8 a. a. O., S. 334; Carr (Psychol. Review 17, S. 42. 1910) hat bei starker
Ermüdung Exkursionen bis zu 65° beobachtet. Auf andere Beobachtungen
Carrs komme ich in einer 2. Mitteilung zurück.