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Vorschlag zu einer einfachen Farbennomenklatur.
Von
Prof. 0. Zoth (Graz).
Wenn auch das OsTWALDsche Dreizahlen- und Buchstaben¬
system eine theoretisch richtige, genaue und einfache Farben¬
bezeichnung für die Körperfarben in Ziffern ermöglicht, so
tritt doch daneben nur zu oft unter den verschiedensten Um¬
ständen und zu mannigfachen Zwecken das uralte Bedürfnis
einer sprachlichen, wenn auch nicht so präzisen, so doch
wenigstens annähernd richtigen, eindeutigen und allgemein
verständlichen Farbenbenennung (Namengebung) zwin¬
gend zutage. In den verschiedenen Kultursprachen, von den
Homerischen Farbenbezeichnungen bis zu den technisch ent¬
wickelten Farbennamen der modernen Sprachen, liegt eine Un¬
zahl von vielfach äufserst willkürlichen Benennungen der
verschiedenen — und auch gleichen — Farben und Farbstoffe
vor, die aber den genannten drei Bedingungen : annähernde
Richtigkeit, Eindeutigkeit und allgemeine Verständlichkeit nur
in allergeringstem Ausmafse entsprechen. Dies gilt namentlich
von vielen Farbenbezeichnungen, die von gefärbten Stoffen
oder Objekten hergenommen sind, deren Färbungen selbst
mannigfach veränderlich sind.1
Bei der Biegsamkeit und Schmiegsamkeit unserer hoch-
entwickelten modernen Sprachen erscheint es ein leichtes, auf
farbentheoretisch richtiger Grundlage eine für alle gewöhnlichen,
nicht einmal zu bescheidenen Bedürfnisse ausreichende, auf nur
1 Vgl. z. B. auch bei Ostwald.