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H. Freiling.
gut fixiertem Kopf durch ein Diaphragma, das nur die Fäden
sehen läfst.
Die Aufgabe besteht darin, die beiden Fadenreihen so ein¬
zustellen, dafs sie dem Beobachter parallel zu sein scheinen, also
nach hinten weder konvergieren noch divergieren. Für die Breite
der einzustellenden Fadenallee soll der Seitenabstand beim 6. Paare
mafsgebend sein, der während der Versuche konstant bleibt.
Die Einstellung wird nach Angabe der Vp. vom Versuchsleiter
vorgenommen 5 sie beginnt beim 5. und schreitet zum 1. Paare
fort. Die Instruktion fordert, dafs die Vp. bei den Einstellungen
mit dem Blick dauernd an den Fadenreihen entlang wandert.
Die bei dieser Verhaltungsweise vorgenommenen Einstellungen
zeigten, wie beim Schienenstrangversuch, keine wesentlichen
Unterschiede gegenüber den Vergleichseinstellungen erwachsener
Nichteidetiker. Die Kurven sind gerade oder schwach konkav
gegen die Medianebene gekrümmt.3
Ganz anderen Charakter nahmen die Kurven bei vertiefter
Betrachtung an. Der Versuch verläuft jetzt folgendermafsen.
Zunächst wird die Fadenallee bei gewöhnlicher, ungezwungener
Verhaltungsweise auf scheinbare Parallelität eingestellt. Als¬
dann wird die Vp. angewiesen, die eingestellte Allee ein¬
mal so zu betrachten, wie wenn von ihr ein Anschauungsbild
gemacht werden sollte. Zu dem Behuf durchwandert der Beob¬
achter mit Blick und Aufmerksamkeit den von den beiden Faden
reihen umschlossenen Kaum, und zwar erfolgen die Blickwande¬
rungen nicht nur in der Richtung der Medianebene, sondern
auch in seitlicher Richtung, ganz wie bei genauer Einprägung
eines AB. Schon nach kurzer Betrachtungszeit beginnt dann
die (wirklich wahrgenommene) Allee sich zu verbreitern, indem
die Fäden nach aulsen wandern und schliefslich einen festen
Standort erreichen.1 2 Bei Herrn Sp., Erich Sch. und Ernst H.
1 Dieses Ergebnis steht in bestem Einklang mit den von W. Blumenfeld
gefundenen Resultaten beiVersuchen mit „Paralleleinstellungen“. W.Blumen-
feld, Untersuchungen über die scheinbare Gröfse im Sehraume. Zeitschr. f.
Psychol. 65). Bei diesen Paralleleinstellungen wird vorwiegend auf die
Richtung der in die Tiefe gehenden Linien geachtet, im Gegensatz zur
„Distanzeinstellung“, wo die Richtung der Tiefenlinien möglichst unberück¬
sichtigt bleibt, vielmehr der seitliche Abstand der Paare beachtet wild. Bei
Blumenfeld waren die Kurven bei Paralleleinstellung gerade oder schwach
konkav gegen die Medianebene gekrümmt.
2 Den obigen Versuchen stehen die Versuche von Blumenfeld (a. a. 0.)