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Gr. E. Müller.
rates, die Mr viele Tierarten gemäfs ihren Lebensbedingungen
gröfsere Vorteile darbot als die Beibehaltung eines chromatisch
unempfänglichen, aber hinsichtlich der spektralen Helligkeits¬
verteilung dem Dunkelapparate nahestehenden Hellapparates,
brachte eine stärkere Inkongruenz in die HelligkeitsWahrnehmungen
beider Sehapparate.
Wenn sich in den Netzhäuten der Frösche und anderer Amphibien
neben den sehpurpurhaltigen Stäbchen noch solche finden, die einen grünen,
also in erster Linie rotes Licht absorbierenden, sehr lichtempfindlichen
Farbstoff enthalten, so ist dies vielleicht als ein schüchterner Versuch der
Natur anzusehen, die dem Dunkelauge sich darbietenden Helligkeits Ver¬
hältnisse der Gesichtsobjekte den für das Hellauge bestehenden mehr an¬
zugleichen. Sehr erheblich ist indessen der Einflufs dieser Einrichtung
nicht, soweit sich aus der spektralen Stelle (etwa 544^) schließen läfst,
auf welche nach den Versuchen von Himstedt und Nagel das Maximum des
Aktionsstromes des dunkeladaptierten Froschauges entfällt.
Man darf nicht einwenden, dafs zu der hier vertretenen Auf¬
fassung die Tatsache nicht recht stimme, dafs der Sehpurpur der
Fische eine andere spektrale Verteilung der Lichtabsorption
zeigt als derjenige der Säugetiere, Vögel und Amphibien und
zwar sein Absorptionsmaximum bei einer mehr nach dem Gelb
hin gelegenen Stelle des Spektrums (bei 540 {ip statt bei 500 f-tfA)
besitzt. Denn das Dunkel, dem der Stäbchenapparat der Fische
angepafst ist, ist das Dunkel, das in den tieferen Schichten des
Wassers besteht. Da nun bekanntlich das Wasser die langwelligen,
insbesondere auch die gelben, Strahlen bedeutend stärker ab¬
sorbiert als die kurzwelligen, so mufs der Sehpurpur der Fische
den langwelligen Strahlen gegenüber eine gröfsere Empfindlich¬
keit besitzen als der Sehpurpur jener anderen Tierarten, damit
ein Objekt, das in den oberen Wasserschichten für den Fisch
durch bestimmte Helligkeits Verschiedenheiten seiner Teile oder
durch die Abweichung seiner Helligkeit von der Helligkeit eines
bestimmten Grundes charakterisiert ist, diese Charakteristik für
ihn auch noch in den tiefen Wasserschichten besitzt. Wäre der
Sehpurpur der Fische derselbe wie der des menschlichen Auges,
stimmte also die für den Stäbchenapparat eines Fisches bestehende
spektrale Helligkeitsverteilung mit der für seinen Hellapparat
gültigen Helligkeitsverteilung ungefähr überein, so würde z. B.
ein in gewissen Teilen hellgelbes und in anderen Teilen dunkel¬
blaues Objekt, das dem Fische in den obersten Wasserschichten
•n den ersteren Teilen heller, in den letzteren Teilen dunkler