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G. E. Muller.
dem zweiten hier erwähnten ÜHTHOFFschen Falle ergab sich bei
der ophthalmoskopischen Untersuchung in der Gegend der Fovea
ein „zweifellos pathologischer“ Befund. Berücksichtigt man die
Ungenauigkeit, die bei bestehendem Nystagmus derartigen Be¬
stimmungen anhaftet, so läfst sich sagen, dafs die übrigen hier
mitgeteilten Gröfsenangaben hinlänglich zu der Annahme stimmen,
dals es sich um eine Unempfindlichkeit oder Minderempfindlich¬
keit eines zentralen Netzhautbezirkes handele, in dem bei normalen
Verhältnissen die Stäbchen ganz fehlen oder nur sehr spärlich
vertreten sind.
Was nun die Fälle anbelangt, in denen ein Skotom nicht
konstatiert werden konnte, so liegen betreffs des Verhaltens des
Netzhautzentrums in denselben folgende Versuchstatsachen vor.
1. Die zentrale Sehschärfe war in den verschiedenen, hierher¬
gehörigen Fällen eine recht verschiedene. Sie schwankte zwischen
V12 und 1/4.
2. Für eine Anzahl von Fällen (4 Fälle von Hess, 1 Fall
von Pflüger, der Fall von Best) wurde festgestellt, dafs bei
dunkeladaptiertem Auge ein kleines Objekt von geeigneter Hellig¬
keit im Falle direkter Betrachtung minder hell erschien als bei
indirekter Betrachtung, während bei Helladaptation ein solcher
Unterschied zwischen dem Netzhautzentrum und seiner Umgebung
sich nicht zeigte. Dem von Best untersuchten Totalfarbenblinden
erschien bei Hell adaptation ein Objekt sogar „bei zentraler Fixa¬
tion heller als perizentral“. Der Einwand, dafs es sich bei der
für das dunkeladaptierte Auge bestehenden zentralen Minder¬
empfindlichkeit nur um eine Wirkung der Lichtabsorption durch
das Makulapigment handele, liefs sich durch Benutzung eines
roten Glases ausschliefsen. Gertz fand, dafs diese zentrale
Minderempfindlichkeit auch noch ein wenig in das Gebiet der
Helligkeiten des Tagessehens eingriff.
3. Die Lichtabsorption durch das Makulapigment liefs sich
auch für das totalfarbenblinde Netzhautzentrum nach weisen.
Hess und Hering (S. 119 ff.) konstatierten nicht blofs, dafs die
Makula der von ihnen näher untersuchten Farbenblinden entop-
tisch sichtbar werden konnte,1 sondern sie zeigten auch, dafs
die Gleichung zwischen zwei aneinander angrenzenden, mit ver-
1 Auch der von Pflüger untersuchten Totalfarbenblinden liefe sich
die Makula unschwer entoptisch sichtbar machen.